Studie

Erste Studie über sadistische Sexualverbrechen an Kindern

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bern,

Julien Chopin hat eine Studie zu sadistische Sexualverbrechen an Kindern durchgeführt. Es ist die erste solche Studie zum Thema.

Polizisten 2010 auf der Suche nach dem ermordeten 10-jährigen Mirco. Der Fall zeigte typische Merkmale eines sadistischen Sexualmords an einem Kind, wie sie jetzt erstmals der Westschweizer Kriminalist Julien Chopin typisiert hat: Bub mit Velo unterwegs, Tat- und Fundort draussen. (Archivbild)
Polizisten 2010 auf der Suche nach dem ermordeten 10-jährigen Mirco. Der Fall zeigte typische Merkmale eines sadistischen Sexualmords an einem Kind, wie sie jetzt erstmals der Westschweizer Kriminalist Julien Chopin typisiert hat: Bub mit Velo unterwegs, Tat- und Fundort draussen. (Archivbild) - sda - Keystone/AP dapd/HERMANN J. KNIPPERTZ

Das Wichtigste in Kürze

  • Julien Chopin hat die erste Studie zu sadistische Sexualverbrechen an Kinder durchgeführt.
  • Er vermerkte, dass sich Taten gegen Kinder zu Taten gegen Erwachsene stark unterscheiden.

Sexualmord ist entsetzlich, erst recht, wenn Kinder die Opfer sind. Der Westschweizer Julien Chopin hat sadistische Sexualverbrechen an Kindern studiert. Erstaunlicherweise hat das vor ihm keiner getan. Bisher wurden sadistische Sexualverbrechen an Kindern in einen Topf geworfen mit solchen an Erwachsenen, ist Chopin aufgefallen.

Julien Chopin
Der Studienautor Julien Chopin - Simon Fraser University

Dabei zeigen sadistische Sexualverbrechen an Kindern Muster, die sich von Sexualverbrechen an Erwachsenen wie von nicht-sadistischen Sexualverbrechen an Kindern unterscheiden. Die Erkenntnisse, die Chopin mit Kriminalistik-Professor Eric Beauregard, im «Journal of Interpersonal Violence» präsentiert, könnten künftig der Täter-Ergreifung dienen.

«Unsere Studie liefert neue Anhaltspunkte für die Ermittlungen. Sie können dazu beitragen, den Sachverhalt zu rekonstruieren, auch wenn die Elemente am Tatort wenig aufschlussreich sind», sagt Chopin. Zudem seien sie hilfreich für die Suche nach bestimmten Profilen, für die Priorisierung von Verdächtigen sowie eine allfällige Festnahme. «Sie zeigen auch, dass künftig keine Erkenntnisse aus Delikten an Erwachsenen auf solche an Kindern übertragen werden», ist Chopin überzeugt.

Untersuchung von 772 Fällen

Die beiden benutzten als Fundus alle polizeilichen Daten über begangene ausserfamiliäre Sexualmorde, in Frankreich und Kanada zwischen 1948 und 2018. Von den 772 Fällen betrafen 136 Kinder und von diesen waren wiederum 35 sadistischer Natur. Das Verhältnis von 1:3 zwischen sadistischen und anderen Sexualmorden bei Kindern entspricht der statistischen Wahrscheinlichkeit, die andere Forscher festgestellt haben.

Missbrauchsfall Lügde
Absperrband der Polizei hängt um eine Campingplatz-Parzelle. - DPA

Die Übergriffe an ihnen sind regelmässig zeitlich ausgedehnt - mit bis zu sechs verschiedenen, abartigen Formen von sexuellen Handlungen. Häufig werden Gegenstände zur Penetrierung benutzt, das Opfer wird meist nackt zurückgelassen, selten vom Tatort weggebracht. Das Mitnehmen von Souvenirs ist verbreitet.

Andere Muster bei Kinder als bei Erwachsene

Umgebracht werden die Opfer meistens durch Ersticken, Strangulieren oder Ertränken. Gewalt und Erniedrigung ist im Gegensatz zu sadistischen Sexualmorden an Erwachsenen eher nebensächlich. Es geht um Macht und Angst. Und das ist allein durch den Alters- und Stärkeunterschied - einfacher als bei erwachsenen Opfern.

Chopin und Beauregard haben mehrere Typologien aufgestellt, um sadistische Sexualverbrechen an unter 16-Jährigen zu diversifizieren. Beispielsweise nach Verbrechenstyp und Opferalter - zufällig oder geplant, Alter von ganz klein über präburtertär bis zum Teenager. Daraus ergeben sich zum Teil sehr unterschiedliche Bilder, sehr junge Opfer sind fast immer Buben, ihre Peiniger noch relativ jung. Mit zunehmenden Alter des Verbrechers sind die Opfer häufiger in der Pubertät und weiblich.

Kommentare

Weiterlesen

Paris
Arsenal Tyrell Robinson
3 Interaktionen
Pädophilie

MEHR STUDIE

Eier Studie
16 Interaktionen
Forschung
Badeurlaub Toursiten Meer
12 Interaktionen
Studie
72 Interaktionen
Neue Studie

MEHR AUS STADT BERN

Buskers
Es geht los
a
140 Interaktionen
VAR versagt
Dr. Sarah Schläppi
3 Interaktionen
«Sarah hat Recht»
FC Breitenrain Frauen
1 Interaktionen
FC Breitenrain Frauen