Erste Studie über sadistische Sexualverbrechen an Kindern
Julien Chopin hat eine Studie zu sadistische Sexualverbrechen an Kindern durchgeführt. Es ist die erste solche Studie zum Thema.

Das Wichtigste in Kürze
- Julien Chopin hat die erste Studie zu sadistische Sexualverbrechen an Kinder durchgeführt.
- Er vermerkte, dass sich Taten gegen Kinder zu Taten gegen Erwachsene stark unterscheiden.
Sexualmord ist entsetzlich, erst recht, wenn Kinder die Opfer sind. Der Westschweizer Julien Chopin hat sadistische Sexualverbrechen an Kindern studiert. Erstaunlicherweise hat das vor ihm keiner getan. Bisher wurden sadistische Sexualverbrechen an Kindern in einen Topf geworfen mit solchen an Erwachsenen, ist Chopin aufgefallen.

Dabei zeigen sadistische Sexualverbrechen an Kindern Muster, die sich von Sexualverbrechen an Erwachsenen wie von nicht-sadistischen Sexualverbrechen an Kindern unterscheiden. Die Erkenntnisse, die Chopin mit Kriminalistik-Professor Eric Beauregard, im «Journal of Interpersonal Violence» präsentiert, könnten künftig der Täter-Ergreifung dienen.
«Unsere Studie liefert neue Anhaltspunkte für die Ermittlungen. Sie können dazu beitragen, den Sachverhalt zu rekonstruieren, auch wenn die Elemente am Tatort wenig aufschlussreich sind», sagt Chopin. Zudem seien sie hilfreich für die Suche nach bestimmten Profilen, für die Priorisierung von Verdächtigen sowie eine allfällige Festnahme. «Sie zeigen auch, dass künftig keine Erkenntnisse aus Delikten an Erwachsenen auf solche an Kindern übertragen werden», ist Chopin überzeugt.
Untersuchung von 772 Fällen
Die beiden benutzten als Fundus alle polizeilichen Daten über begangene ausserfamiliäre Sexualmorde, in Frankreich und Kanada zwischen 1948 und 2018. Von den 772 Fällen betrafen 136 Kinder und von diesen waren wiederum 35 sadistischer Natur. Das Verhältnis von 1:3 zwischen sadistischen und anderen Sexualmorden bei Kindern entspricht der statistischen Wahrscheinlichkeit, die andere Forscher festgestellt haben.

Die Übergriffe an ihnen sind regelmässig zeitlich ausgedehnt - mit bis zu sechs verschiedenen, abartigen Formen von sexuellen Handlungen. Häufig werden Gegenstände zur Penetrierung benutzt, das Opfer wird meist nackt zurückgelassen, selten vom Tatort weggebracht. Das Mitnehmen von Souvenirs ist verbreitet.
Andere Muster bei Kinder als bei Erwachsene
Umgebracht werden die Opfer meistens durch Ersticken, Strangulieren oder Ertränken. Gewalt und Erniedrigung ist im Gegensatz zu sadistischen Sexualmorden an Erwachsenen eher nebensächlich. Es geht um Macht und Angst. Und das ist allein durch den Alters- und Stärkeunterschied - einfacher als bei erwachsenen Opfern.
Chopin und Beauregard haben mehrere Typologien aufgestellt, um sadistische Sexualverbrechen an unter 16-Jährigen zu diversifizieren. Beispielsweise nach Verbrechenstyp und Opferalter - zufällig oder geplant, Alter von ganz klein über präburtertär bis zum Teenager. Daraus ergeben sich zum Teil sehr unterschiedliche Bilder, sehr junge Opfer sind fast immer Buben, ihre Peiniger noch relativ jung. Mit zunehmenden Alter des Verbrechers sind die Opfer häufiger in der Pubertät und weiblich.