Nicht nur die Südhalbkugel ist vom Ozonabbau betroffen. Das saisonale Klima wird auch auf der Nordhalbkugel beeinflusst. Entsteht dort bald ein Ozonloch?
ozonloch
Auf dem Arktischen Ozean am Nordpol schwimmen Eisplatten. - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die arktische Ozon-Zerstörung beeinflusst das saisonale Klimamuster auf der Nordhalbkugel.
  • Zu diesem Schluss kommen Forschende der ETH-Zürich.

Das saisonale Klimamuster auf der Nordhalbkugel wird von der sich ausdünnenden Ozonschicht über der Arktis beeinflusst. Wenn detailliertere Informationen zur Ozonschicht miteinfliessen würden, liessen sich Wetter- und Klimamodelle womöglich verbessern. Darüber berichteten ETH-Forschende.

Sowohl über der Antarktis als auch in kleinerem Ausmass über der Arktis ist die Ozonschicht zerstört. Die Dichte der Schicht schwankt im Jahresverlauf: In der Arktis erreicht sie stets im Frühjahr ihren geringsten Wert.

Macht Ihnen der Klimawandel Angst?

Abbau von Ozon ist gefährlich, da ohne die schützende Schicht mehr UV-Licht auf die Erde gelangt. Das kann zu Gesundheitsschäden wie Hautkrebs führen. Zudem wusste man bereits, dass sich der Ozonabbau auf die klimatischen Bedingungen auf der südlichen Hemisphäre auswirkt. Unklar war bislang, ob dies auch für das arktische Ozonloch gilt.

Die Studie erschien im Fachmagazin «Nature Geoscience». Die Forschenden der ETH Zürich um Umweltwissenschaftlerin Marina Friedel analysierten Daten der letzten vier Jahrzehnte. So sollte der Einfluss des Ozonabbaus auf das Klima der Nordhemisphäre untersucht werden.

Polarwirbel kollabiert später

Resultat der Studie: Jahre mit einem ausgeprägten Abbau der Ozonschicht im Frühjahr führen zu wärmeren und trockeneren Bedingungen. Davon sind Südeuropa, Eurasien und Nordeuropa betroffen. Zudem sorgt der Abbau für niederschlagsreiche Zeiten.

Ozonschicht
Ozon: Die Schicht dünnt sich weltweit aus. - Keystone

Computermodellierungen legen nahe, dass der ausgeprägtere Ozonabbau den Zusammenbruch des sogenannten Polarwirbels im Frühjahr verzögert. Der Polarwirbel ist ein Tiefdruckgebiet in der Stratosphäre in 15 bis 50 Kilometern Höhe. Dieses bildet sich jeden Herbst über der Arktis und bleibt unterschiedlich lange bestehen. Das längere Bestehen des Polarwirbels bewirkt gemäss den Forschenden die beobachteten Temperatur- und Niederschlagsanomalien.

Ozonloch? Schicht erholt sich, aber...

Viele heutige Wetter- und Klimamodelle berücksichtigen die jährlichen Variationen im stratosphärischen Ozon nicht oder nur sehr vereinfacht. Die Forschenden vermuten, dass sich die Vorhersagekraft der Modelle mit genaueren Informationen zum Zustand der Ozonschicht womöglich verbessern liesse. Wie viel Potenzial dies für bessere Vorhersagen berge, müssten künftige Studien zeigen.

Die ozonschichtzerstörenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) wurden 1987 durch das Montreal-Protokoll weltweit verboten. Seither schliesst sich das bis dahin geschädigte Ozonschicht über der Antarktis und der Arktis langsam wieder.

Trotzdem wird es gemäss den Forschenden auch in Zukunft starke Ozonabbau-Episoden geben. Und ein dadurch entstehendes Ozonloch wird sich weiter auf das globale Klima auswirken.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ETH ZürichHerbstStudieDatenErdeWetter