Asthma-Spray doch nicht «Game Changer» gegen Covid-19?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wirkung des Asthma-Sprays Budesonid gegen Covid-19 wird bezweifelt.
- Die Studie sei laut Experten «nicht aussagekräftig genug».
- Es seien weitere Nachforschungen für eine Empfehlung erforderlich.
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek ist skeptisch, dass das Asthma-Spray Budesonid beim Kampf gegen Covid-19 entscheidend sein wird.
Die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt sagte am Dienstagabend im NDR-Podcast «Das Coronavirus-Update»: «Ich würde es nicht als ‹Game Changer› bezeichnen».
Studie nach Lauterbach ein «Game Changer»
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte die Studie der Universität Oxford auf Twitter einen möglichen «Game Changer» genannt. «Die Ergebnisse machen klinisch Sinn, weil die antientzündliche Wirkung in der Lunge den Verfall der Lungenfunktion verhindern kann.» Zudem gebe es kaum Nebenwirkungen.
Die in «The Lancet» veröffentlichte Studie habe aber «einige Schwächen», konterte Ciesek. Zum einen seien es zu wenige Patienten gewesen und es gab keine Kontrollgruppe. Vor allem aber habe sich der Sauerstoffbedarf der Patienten nach Gabe des Sprays nicht verändert.
«Dennoch macht es natürlich Hoffnung», sagte Ciesek. Es sei möglich, «dass es vielleicht Subgruppen gibt, die davon profitieren».
Auf keinen Fall sollten sich Menschen jetzt auf eigene Faust Budesonid besorgen. «Man sollte es vor allem nicht prophylaktisch nehmen, bevor man sich überhaupt infiziert.» Das würde nichts bringen und sei sogar kontraproduktiv.
Studie über Asthma-Spray gegen Covid-19 war nicht «verblindet»
Mit ihrer Skepsis ist Cisek nicht alleine. Wie die «Frankfurter Rundschau» am Donnerstag berichtet, warnen auch andere Experten von «zu hohen Erwartungen». Dabei handelt es sich um Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Auch die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) beteiligt sich am Schreiben.
In einer gemeinsamen Stellungnahme wird gemahnt, dass die Studie «nicht aussagekräftig genug» sei, um eine «breite Anwendung zu empfehlen».
Problematisch ist laut den Fachgesellschaften vor allem, dass die Studie nicht «verblindet» war. Die Testpersonen sowie die Ärzte wussten also, «ob das ICS inhaliert wurde oder nicht». Ein Placebo-Effekt sei demnach möglich.
«Grössere und verblindete» Studien würden demnach nötig sein. Stand jetzt dürfe «keine Empfehlungen für eine allgemeine ICS-Behandlung von Patienten mit Covid-19 ausgesprochen werden.»