Neue Studie: Monogamie entstand aus Angst vor Erbstreit
In Gesellschaften mit knappen Ressourcen setzten Männer auf eine Ehefrau – um das Erbe nicht zu zersplittern. Eine neue Studie stellt gängige Theorien infrage.

Das Wichtigste in Kürze
- Monogamie entstand laut Studie aus dem Wunsch, Erbe ungeteilt weiterzugeben.
- Früher war Polygynie weltweit das häufigste Heiratssystem.
- Bei knappen, vererbbaren Ressourcen setzten sich monogame Systeme durch.
Streit ums Erbe hat laut einer neuen Studie die Monogamie zum Erfolgsmodell gemacht. Der Wunsch, Land und Besitz ungeteilt zu vererben, führte demnach dazu, dass Männer die Anzahl ihrer Ehefrauen begrenzten.
Das schreibt ein Forschungsteam mit Beteiligung der Universität Zürich am Montag in der Fachzeitschrift «PNAS».
Polygynie war historisch das dominante Modell
Historisch gesehen war laut den Forscherinnen und Forschern die sogenannte Polygynie, bei der ein Mann mit mehreren Frauen liiert ist, das häufigste Heiratssystem.
Frühere Forschung erklärte dies damit, dass es für Frauen vorteilhaft sein konnte, einen privilegierten Mann mit anderen zu teilen, um bessere Lebensbedingungen für die Kinder zu sichern.
Warum sich die Monogamie im Laufe der Zeit dennoch in vielen Gesellschaften durchsetzte, blieb ein Rätsel.
Denn gerade in landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften mit grossen Unterschieden bei Besitz und sozialem Status hätten die Forschenden Polygynie eigentlich häufiger erwartet.
Für ihre Untersuchung analysierte das Forschungsteam Daten von 186 Gesellschaften weltweit. Die Resultate zeigten: Wurden Ressourcen wie Ackerland knapp, privatisiert und vererbbar, setzte sich die Monogamie durch.
Die Forschenden erklären dies damit, dass Männer die Zahl ihrer Ehefrauen begrenzten, um eine Aufteilung des Erbes zu vermeiden und ihren Nachkommen einen Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Hypothese zur sozialen Stabilität nicht bestätigt
Eine andere Theorie, wonach die Monogamie der sozialen Stabilität diene, konnte die Studie nicht bestätigen. Diese Annahme geht davon aus, dass Polygynie zu einem Überschuss an unverheirateten Männern führt, was Gewalt begünstigt.
Monogamie würde demnach den Wettbewerb unter Männern verringern und der Gesellschaft so einen Vorteil verschaffen. Für diese Hypothese fanden die Forschenden keine eindeutigen Belege.
Die Ergebnisse der Studie stellen den Forschenden zufolge auch die Annahme in Frage, dass die Monogamie hauptsächlich ein historisches Produkt europäischer Gesellschaften ist.
Die Analyse zeigt, dass die Monogamie unter ähnlichem Knappheits-Druck mehrfach und unabhängig in verschiedenen Kulturen und Sprachfamilien entstanden ist.















