Genderkorrekte Sprache ist vielerorts allgegenwärtig. Ein Deutscher behauptet nun, er habe gar seinen Job verloren, weil er kein Sternchen benutzen wollte.
genderstern
Das überparteiliche Komitee «Tschüss Genderstern!» will, dass die Zürcher Stadtverwaltung den Genderstern nicht mehr verwendet. (Symbolbild) - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Fall vor dem Arbeitsgericht Bonn (D) heizt die Gendersprachen-Debatte an.
  • Ein Mann behauptet, entlassen worden zu sein, weil er genderneutrale Sprache verweigerte.
  • Der ehemalige Arbeitgeber des Soziologen nennt andere Gründe für die Kündigung.
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Korrektes Gendern, also immer alle Geschlechter anzusprechen, statt nur eines, wird immer mehr zum Standard. Das gefällt nicht allen. Ein Deutscher behauptet nun, er habe die Gender-Sprache verweigert – und deshalb seinen Job verloren.

In wenigen Tagen wird der Fall nun vor dem Arbeitsgericht Bonn (D) behandelt, wie die «Welt» schreibt.

Der Betroffene war gemäss den Angaben der Zeitung Geschäftsführer einer gemeinnützigen Organisation. Diese habe seit einigen Jahren zunehmend auf das Gendern gesetzt, der Soziologe stellte sich dagegen. Bereits 2018 kam es bei einer Debatte an einer Mitgliederversammlung zum Eklat: In einem Vortrag stellte sich der Geschäftsführer gegen das Gendern.

Ein Ausschnitt aus dem Flyer «Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache». Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Ein Ausschnitt aus dem Flyer «Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache». Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Gendern
Der Deutsche Rechtschreibrat, die massgebende Instanz für die deutsche Rechtschreibung, erkennt die Gender-Sprache aber nicht an.
Schüler*innen
Der Lehrerverband beteiligt sich an der Debatte um die genderneutrale Sprache.

2019 machte der Verein genderneutrale Sprache zur Voraussetzung für öffentliche Mitteilungen. Bei persönlichen Beiträgen wie Gastbeiträgen oder Meinungstexten galt dies aber noch nicht.

Der Kläger erklärt der «Welt»: «Ich hielt die Grundsatzentscheidung für Gendersprache für bedauerlich. Aber solange ich persönlich nicht öffentlich dazu genötigt wurde, konnte ich damit leben.»

Das änderte sich im Februar 2022. Genderneutrale Sprache wurde für alle Texte der Organisation verpflichtend. Der Betroffene erklärt, er habe in einer Mail Fragen zur Umsetzung der neuen Regel gestellt. Statt einer Antwort habe er die Kündigung erhalten – nur wenige Monate vor der Pensionierung.

Arbeitgeber nennt andere Gründe für Kündigung

Dagegen zieht er nun am 7. September vor Gericht. Sein ehemaliger Arbeitgeber bestreitet indes, dass die Gender-Frage der einzige Grund für die Entlassung gewesen sei. Die Organisation erklärt im Verteidigungsschreiben: Der Betroffene habe bei Kongressen gefehlt, sich auf eine Tagung unzureichend vorbereitet und Fehler bei der Haushaltsführung gemacht.

Finden Sie genderneutrale Sprache wichtig?

Es ist das erste Mal, dass es in Deutschland zu einem Prozess über eine Kündigung wegen dem Gendern kommt. Das Urteil des Arbeitsgerichts dürfte einen Präzedenzfall schaffen.

In der Schweiz wird Gendern auch immer wieder zum Thema. Im Juni kündigte etwa die Zürcher SVP eine Initiative gegen das Gendersternchen an.

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