Wie reagiere ich bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch?
Wenn ein Kind bedrückt oder aggressiv wirkt, können Konflikte in der Schule, aber auch Missbrauch die Ursache sein – wichtig ist, wie man darauf reagiert.

Nicht immer sind die Anzeichen, die auf Missbrauch von Kindern hindeuten, ganz klar: Es kann anfangen bei Konzentrationsschwäche und plötzlichen Problemen in der Schule, öfter wiederkehrenden Klagen über Kopf- und Bauchweh bis zu Essstörungen oder sexualisiertem Verhalten. Davon spricht man, wenn es nicht zum Alter der oder des Minderjährigen passt und/oder die Grenzen anderer dadurch verletzt werden.
«Jede dieser Auffälligkeiten kann auch andere Ursachen haben. Wichtig ist, dass Erwachsene Veränderungen von Kindern und Jugendlichen ernst nehmen und sie darauf ansprechen», rät das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch. Dabei sollte man das Kind nicht drängen und keine Fragen stellen, auf die man nur mit Ja oder Nein antworten kann, etwa «Hat dir die Person wehgetan?».
Offene Fragen stellen und keinen Druck ausüben
Besser seien offene Fragen wie: «Was habt ihr zusammen gemacht?» Aber auch da gilt: kein Druck! Denn fühlt sich das Kind bedrängt, könne es passieren, dass es ganz dicht macht oder in eine bestimmte Richtung antwortet. Man dürfe nicht vergessen, dass meist ja schon der Täter oder die Täterin grossen Druck aufbaut, dass das Kind nichts erzählen dürfe.
«Erklären Sie, dass es manchmal Geheimnisse gibt, die sich schlecht anfühlen und dass man über solche Geheimnisse sprechen darf», empfiehlt das von der Unabhängigen Bundesbeauftragten gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen geförderte Hilfe-Portal als Gesprächs-Taktik. Dabei raten die Experten, dennoch nicht voreingenommen, sondern auch offen für andere Erklärungen für die gemachten Beobachtungen oder merkwürdigen Gefühle zu sein.
Wichtig: «Wenn das Kind über Missbrauch berichtet, fragen Sie nicht nach Details. Denn eine richtige Befragung muss gelernt sein und sollte Fachleuten überlassen werden», erklärt das Portal weiter. «Machen Sie sich klar, dass Sie für das Kind da sein und nicht die Täter oder Täterinnen überführen wollen.»
Und: «Sagen Sie, dass Sie dem Kind glauben, und loben Sie es für seinen Mut. Machen Sie deutlich, dass Sie an seiner Seite stehen. Bewahren Sie Ruhe und handeln Sie nicht übereilt.»
Wer hilft weiter?
Erfahren Angehörige oder Bekannte, dass ein Kind sexuell missbraucht wurde, oder hegen einen Verdacht, gibt es Rat am Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch unter 0800 22 55 530 oder in Fachberatungsstellen, die zum Thema arbeiten.
Die Mitarbeitenden helfen Ihnen auch dabei, zu entscheiden, ob eine sofortige Anzeige bei der Polizei im individuellen Fall sinnvoll ist, heisst es von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Auf dem Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch gibt es eine Datenbank für Stellen in der jeweiligen Nähe.