Einem Werk an der documenta 15 wird Antisemitismus vorgeworfen. Nun hat sich die Generaldirektorin der Ausstellung zum Rücktritt entschlossen.
Documenta 15
Sabine Schormann war Generaldirektorin der derzeit stattfindenden documenta 15. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • An der documenta 15 wurden antisemitische Werke gezeigt.
  • Nun tritt die Generaldirektorin der Ausstellung Sabine Schormann zurück.

Die documenta 15 ist in vollem Gange. Es ist, wie der Name sagt, die fünfzehnte Ausführung der Kunstausstellung. Nachdem Künstlern Antisemitismus vorgeworfen wurde, legt nun Generaldirektorin Sabine Schormann ihr Amt nieder.

Die Ausstellung soll grundlegend reformiert werden. Dabei sollen externe Experten helfen, wie Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung am Wochenende beschlossen.

documenta 15
Mitarbeiter der documenta 15 bauen das umstrittene Grossbanner «People's Justice» auf dem Friedrichsplatz ab. - Uwe Zucchi/dpa

Bereits vor Beginn der documenta 15 waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa laut geworden, das die 100-Tage-Ausstellung kuratiert hatte. An der Schau, die neben der Biennale als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst gilt, wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt: Das Banner «People's Justice» des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde erst verhüllt und dann abgehängt.

Der Aufsichtsrat äusserte am Samstag «tiefe Betroffenheit» über die Vorgänge: Das Werk habe «eindeutig antisemitische Motive» enthalten. Die Präsentation des Banners am Eröffnungswochenende «war eine klare Grenzüberschreitung», der documenta sei damit «erheblicher Schaden zugefügt» worden.

«Es ist nach Auffassung des Aufsichtsrates essenziell, diesen Vorfall zeitnah aufzuklären» und «weiteren Schaden für die documenta abzuwenden.» Es sei viel Vertrauen verloren gegangen. Dies müsse man nun zurückgewinnen.

documenta 15 soll weiterlaufen

Dabei soll nun auch «eine fachwissenschaftliche Begleitung» helfen. Dem Team sollen Wissenschaftler angehören, deren Fachgebiete Antisemitismus, Postkolonialismus und Kunst sind. Sie soll sich zum einen «Abläufe, Strukturen und Rezeptionen» der documenta fifteen ansehen und Empfehlungen für die Aufarbeitung geben. Zum anderen sollen sie auch schauen, ob weitere antisemitische Elemente auf der documenta zu sehen sind.

documenta 15
Ein Blick auf den Eingang der documenta 15. - Keystone

In den vergangenen Wochen waren die Rücktrittsforderungen gegen Schormann immer lauter geworden. Der 60-Jährigen wurde unter anderem Untätigkeit bei der Aufarbeitung des Skandals vorgeworfen. Zuletzt hatte sich der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, aus Protest als Berater der documenta zurückgezogen. Hito Steyerl, eine der international wichtigsten Künstlerinnen der documenta fifteen, zog aus Protest ihre Werke zurück.

Nach dem Skandal wird sich den aktuellen Beschlüssen zufolge die documenta auch dauerhaft verändern.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Anne FrankProtestKunst