Wahlen im serbisch-dominierten Landesteil Bosnien-Herzegowinas
In der Republika Srpska, dem serbischen Landesteil von Bosnien-Herzegowina, werden vorzeitige Wahlen abgehalten. Ex-Präsident Dodik wurde im Sommer abgesetzt.

Im serbischen Landesteil von Bosnien-Herzegowina, Republika Srpska (RS), läuft die vorzeitige Präsidentenwahl. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten Sinisa Karan aus der Regierungspartei SNSD sowie der Elektrotechnik-Professor Branko Blanusa aus der Oppositionspartei SDS. Insgesamt bewerben sich sechs Kandidaten für das Amt.
Karan ist ein Vertrauter des bisherigen Präsidenten der RS, Milorad Dodik. Dodik war wegen separatistischer Aktivitäten nach einem Gerichtsurteil abgesetzt worden, weswegen nun vorgezogen gewählt wird.
Karan sagte bei seiner Stimmabgabe in Banja Luka, die Wahl sei eine Bestätigung für «unseren Frieden und unsere Stabilität», sowie ein Weg zur Stärkung der Institutionen dieses Landesteils. Sein Konkurrent Blanusa würdigte derweil beim Urnengang, dass der Wahlkampf «fair und korrekt» verlaufen sei.
Dodik weiter einflussreich
Selbst bei einem Sieg Karans rechnen Politologen nicht mit einer Neuauflage von Dodiks separatistischer Kampagne. Dodik ist ein serbischer Nationalist, pflegt gute Beziehungen zum Kreml und will weiter als Vorsitzender der Partei SNSD die Politik in RS bestimmen.
Zuletzt hatte Dodik aber auch seine Beziehungen zu den USA verbessert. Washington hat vor kurzem Sanktionen gegen Dodik und sein Umfeld aufgehoben. Viele Analysten glauben, dass sich deswegen Dodiks bisher enge Beziehungen zum Präsidenten des Nachbarlands Serbien, Aleksandar Vucic, abgekühlt hätten.
Vucic nehme Dodik übel, dass er sich ohne Absprache mit ihm mit den USA verständigt habe, hiess es. Vucic betreibt eine Schaukelpolitik zwischen Moskau und dem Westen und trachtet nach Einfluss im ex-jugoslawischen Raum, darunter in der Republika Srpska.
Probelauf für die nächste Wahl?
Weil es sich um vorgezogene Wahlen handelt, wird der neue Präsident jetzt nur für ein Jahr – bis zum Ende der parlamentarischen Legislaturperiode – gewählt. Der Urnengang gilt daher als Probelauf für die 2026 anstehenden regulären Parlaments- und Präsidentenwahlen.
Seit dem Ende des Bosnien-Kriegs (1992-1995) vor 30 Jahren besteht Bosnien-Herzegowina aus zwei Entitäten: Föderation Bosnien-Herzegowina (FBIH), in der vor allem Kroaten und Bosniaken (Muslime) leben, sowie die vorwiegend ethnisch serbisch besiedelte Republika Srpska (RS). Die Landesteile sind weitgehend eigenständig in Bereichen, die nicht die Aussen-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik betreffen.
Der Präsident der RS hat grossen Einfluss auf die Regierungsbildung, Besetzung wichtiger Posten und die sonstige politische Agenda. Die Wahllokale schliessen um 19.00 Uhr. Mit ersten aussagekräftigen Teilergebnissen wird in den späten Abendstunden gerechnet.










