Vorwürfe gegen Altenheimbetreiber: Frankreichs Regierung will Antwort
In seinem Enthüllungsbuch erhebt der Journalist Victor Castanet schwere Anschuldigungen gegen den Altenheimbetreiber Orpea. Die Regierung will nun Antworten.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Altenheimbetreiber Orpea sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert.
- Ein Journalist behauptet, dass unter anderem Essen und Betreuung rationiert wurden.
- Damit habe man Geld sparen wollen.
Angesichts schwerer Vorwürfe muss sich der Leiter einer Betreiberfirma von Altenheimen in Frankreich vor der Regierung erklären.
Die für Senioren zuständige beigeordnete Ministerin Brigitte Bourguignon möchte dabei unter anderem Auskunft über die Verteilung von Hygieneprodukten und Nahrung bekommen, wie es in einem Schreiben vom Donnerstag hiess.
Auch zum Personalschlüssel, zu internen Meldestrukturen für Fehlverhalten und der finanzielle Aufstellung der Gruppe Orpea verlangte Bourguignon Aufklärung.
Rationierung beim Essen
Am Mittwoch war in Frankreich beim Verlag Fayard das Enthüllungsbuch «Les Fossoyeurs» («Die Totengräber») des Journalisten Victor Castanet erschienen, über Ausschnitte berichtete die Zeitung «Le Monde» bereits vorher. Das Unternehmen reagierte darauf mit einer Pressemitteilung und wies die Anschuldigungen als unverschämte Lügen zurück.

In dem Buch beschuldigt Castanet Orpea, medizinische Betreuung, Hygieneprodukte und Essen der Altenheimbewohner zu rationieren, um mehr Profit zu generieren. Das Wohlergehen der Bewohner stehe seit Beginn der Arbeit des Konzerns im Herzen der Tätigkeiten, hiess es in der Mitteilung. Das Unternehmen betreibt weltweit mehr als 1150 Einrichtungen.
Sollten die Behauptungen in dem Buch sich bewahrheiten, schrieb Bourguignon, könne die Regierung dies nicht tolerieren. Sie behalte sich vor, nach dem Gespräch mit dem Orpea-Chef Untersuchungen einleiten zu lassen. Regierungssprecher Gabriel Attal hatte zuvor gedroht, sollten sie zutreffen, müssten die Handlungen aufs härteste bestraft werden.