Der diesjährige Literaturnobelpreis wurde nicht vergeben – wegen Vergewaltigungsvorwürfen. Die Justiz hat nun mit dem Prozess begonnen.
Der Beschuldigte Jean-Claude Arnault erscheint vor Gericht.
Der Beschuldigte Jean-Claude Arnault erscheint vor Gericht. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Prozess um Jean-Claude Arnault der Schwedischen Akademie ist gestartet.
  • Ihm wird vorgeworfen, eine Frau zweimal vergewaltigt zu haben.

Im Vergewaltigungs-Skandal um die Schwedische Akademie, die für die Vergabe des Literaturnobelpreises zuständig ist, hat heute Mittwoch in Stockholm der Prozess begonnen. Jean-Claude Arnault, der Ehemann eines langjährigen Akademiemitglieds, steht wegen des Vorwurfs der zweifachen Vergewaltigung einer Frau vor Gericht. Der Skandal hatte das angesehene Nobel-Gremium in seinen Grundfesten erschüttert.

Der 72-jährige Arnault betrat in Begleitung von zwei Anwälten kurz nach 8 Uhr kommentarlos das Gericht in der schwedischen Hauptstadt. Nach Angaben seines Anwalts Björn Hurtig weist er die Anschuldigungen zurück. Die Anhörungen fanden hinter verschlossenen Türen statt. Das mutmassliche Opfer, dessen Identität geheim gehalten wird, war nicht anwesend.

Im November war der Franzose im Zuge der #MeToo-Kampagne von 18 Frauen wegen sexueller Übergriffe beschuldigt worden. Nach Recherchen der Zeitung «Dagens Nyheter» soll Arnault über Jahre hinweg weibliche Mitglieder der Akademie, Mitarbeiterinnen sowie Frauen und Töchter von Akademiemitgliedern sexuell belästigt oder missbraucht haben.

Grosser Streit

Der nun erhobenen Anklage zufolge soll Arnault eine Frau in Stockholm im Jahr 2011 in zwei Fällen vergewaltigt haben. Im ersten Fall habe er die «stark verängstigte» Frau zum Sex gezwungen, Monate später habe er sie im Schlaf überfallen.

Der Umgang mit dem Skandal sorgte innerhalb der Akademie für grossen Streit. Sechs der insgesamt 18 Mitglieder legten ihre Ämter nieder, darunter auch Arnaults Ehefrau, das langjährige Akademie-Mitglied Katarina Frostenson. Die Vergabe des Literatur-Nobelpreises für das Jahr 2018 wurde daraufhin verschoben.

Im Zuge des Skandals war auch ans Tageslicht gekommen, dass ein von Arnault geführtes Kulturinstitut durch die Akademie über Jahre hinweg mit hohen Summen gefördert worden war. Die Akademie kappte inzwischen alle Verbindungen zu Arnault und seinem Institut.

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