Vatikan will gegen Gendertheorie an katholischen Schulen vorgehen
Nach dem Willen des Vatikan sollen Lehrer an katholischen Schulen gegen die sogenannte Gendertheorie argumentieren.

Das Wichtigste in Kürze
- Christliche Homosexuelle üben scharfe Kritik an Leitfaden der Kirche.
Ein von der katholischen Kirche am Montag vorgestellter Leitfaden für katholische Lehrkräfte bezeichnet die Gendertheorie als «Ideologie», die «den Unterschied und die natürliche Wechselseitigkeit zwischen Mann und Frau» leugne. Papst Franziskus hat schon wiederholt Kritik an der Gendertheorie geäussert, derzufolge das Geschlecht des Menschen durch soziokulturellen Faktoren bestimmt wird.
Dem Papier der vatikanischen Bildungskongregation zufolge beobachtet die katholische Kirche eine «Bildungskrise, vor allem im Bereich des Gefühllebens und der Sexualität.» Anhänger der Gendertheorie versuchen aus Sicht der Kirche, dem Bildungswesen eine «einseitige Denkschule» aufzuzwingen, erklärte Kardinal Giuseppe Versaldi von der Kongregation für die katholische Erziehung.
Die Gendertheorie sehe die «persönliche Identität und emotionale Intimität» abgekoppelt von der «biologischen Verschiedenheit von Mann und Frau», heisst es in dem Leitfaden, der den Titel «Männlich und weiblich schuf er sie» trägt.
Das Papier hebt die Bedeutung der traditionellen Familie in der katholischen Lehre hervor. Diese sehe die «Sexualität als grundlegenden Baustein für die Personalität des Einzelnen.»
Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) kritisierte den Leitfaden scharf. «Die Borniertheit an der Spitze aller katholischen Bildungseinrichtungen» sei «vor allem für trans- und intergeschlechtliche Menschen» gefährlich, erklärte die HuK am Dienstag. Dem Leitfaden, der zum «Dialog» über die Gendertheorie aufrufe, warf die HuK vor, «lediglich ein Selbstgespräch des Vatikans» zu sein. Die HuK kritisierte auch das fehlende wissenschaftliche Fundament des Papiers.
Papst Franziskus hatte Frankreich 2016 vorgeworfen, die Gendertheorie an Schulen zu verbreiten. Französische Schulbücher würden eine «hinterlistige Indoktrinierung mit der Gendertheorie» betreiben. Homosexuell zu sein oder sein Geschlecht zu ändern sei «eine Sache», «ein Unterricht auf dieser Linie» sei jedoch etwas anderes.