EU

US-Frist für Einführung von Zöllen auf EU-Importe abgelaufen

Keystone-SDA
Keystone-SDA

USA,

Neben denen für die Schweiz treten auch die weiteren US-Zölle am Donnerstag in Kraft. Für Importe aus der EU gelten 15 Prozent.

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump setzt seine Zollpolitik rigoros durch. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trumps angekündigte Strafzölle gelten seit Donnerstagmorgen.
  • Für Importe aus der EU gilt ein Aufschlag von 15 Prozent.

Die Frist für die Einführung der neuen US-Zölle auf viele Importe aus der EU ist abgelaufen. Die von Donald Trump angeordneten Handelsmassnahmen sollten planmässig um Mitternacht (Ortszeit Washington; 6 Uhr deutscher Zeit) in Kraft treten, wie der US-Präsident wenige Minuten zuvor auf seiner Plattform Truth Social bestätigte. Die Europäische Kommission ging hingegen bislang davon aus, dass der neue Zollsatz von 15 Prozent auf den Import der meisten EU-Produkte in die USA erst ab morgen gilt.

Neben der EU sind zusätzlich knapp 70 Staaten von den veränderten Zollsätzen betroffen, in jeweils unterschiedlicher Höhe. Trump begründet seine radikale Zollpolitik mit angeblichen Handelsdefiziten, die für die USA ein nationales Sicherheitsrisiko darstellten – deswegen gebe es einen nationalen Notstand, der die Zölle rechtfertige. Sein Vorgehen ist auch juristisch umstritten.

Wenige Minuten vor Mitternacht kündigte Trump auf Truth Social an, dass die Zölle nun gleich in Kraft treten würden. «Es werden Milliarden Dollar in die USA fliessen, grossteils aus Ländern, die die USA über viele Jahre hinweg ausgenutzt und darüber gelacht haben», schrieb er in Grossbuchstaben.

Trump hatte die neuen Zölle in der vergangenen Woche per Dekret angeordnet. Die EU-Kommission interpretierte die Frist bis zuletzt anders und ging von einem Inkrafttreten erst am Freitag (8. August) aus. Warum beide Seiten bis zuletzt keine einheitliche Linie bei der Kommunikation des Startdatums gefunden haben, blieb unklar.

Für Staaten, die nicht auf der langen Zollliste stehen, gelten andere Abgaben. Mit China und Mexiko verhandeln die USA darüber hinaus separat. Obendrein hat Trump Strafzölle gegen Staaten angedroht oder bereits verhängen lassen, die mit Russland im Energiesektor Geschäfte machen und den Kreml so indirekt beim Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützen – so wurde es etwa im Falle der Sonderzölle für Indien begründet.

EU-Kommission konnte Zölle reduzieren

Die EU-Kommission hatte unlängst eine neue Grundsatzvereinbarung mit ihren amerikanischen Handelspartnern erzielt: Damit reduzierte sie den angedrohten Zollsatz um die Hälfte auf nun 15 Prozent, nachdem Trump Wochen zuvor per Brief einen Abgabensatz von 30 Prozent auf die meisten EU-Exporte in die USA in Aussicht gestellt hatte.

Kritiker werteten das als bekannte Taktik des Präsidenten: Überhöhte Forderungen platzieren, um danach einen Kompromiss zu schliessen, der die schlimmsten Befürchtungen der Gegenseite zwar nicht erfüllt, die USA aber deutlich bevorteilt. D

Die Europäische Kommission sieht sich nun mit dem Vorwurf konfrontiert, sie habe es versäumt, den europäischen Markt im Gegenzug mit gleichwertigen Zöllen auf US-Importe vor Konkurrenz zu schützen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bei der Bekanntgabe des Deals gesagt, dass der neue Zollsatz auch für Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte aus der EU gelte.

Autoindustrie enttäuscht

Die Autoindustrie – eine der wichtigsten Branchen in Deutschland und ganz Europa – zeigte sich dennoch enttäuscht: Der neue Zoll ist zwar deutlich niedriger als die 27,5 Prozent, die Trump in den vergangenen Monaten erheben liess – aber viel höher als die 2,5 Prozent, die davor auf Autoimporte aus der EU anfielen.

Ausserdem sollen US-Autos künftig zollfrei in die Europäische Union importiert werden können, während bislang ein Zollsatz in Höhe von zehn Prozent galt.

Zusätzlich zu dem Zollsatz von 15 Prozent hatte die EU Trump zugesichert, bis zum Ende seiner Amtszeit Energie aus den USA im Wert von 750 Milliarden Dollar (rund 650 Mrd Euro) zu kaufen.

Nach Angaben von der Leyens sollen Flüssigerdgas (LNG), Öl und Kernbrennstoffe aus den Vereinigten Staaten die Lücken füllen, die nach dem geplanten vollständigen Verzicht auf russisches Gas und Öl entstehen werden.

EU-Unternehmen sollen in USA investieren

Zudem sollen 600 Milliarden Dollar (knapp 520 Mrd Euro) in den USA investiert werden. Dabei bezieht sich die EU-Kommission auf Interessenbekundungen europäischer Firmen. Eine Kommissionsbeamtin stellte klar, dass dies Sache von Privatunternehmen sei, die Kommission als Behörde könne dies nicht garantieren. Welche Unternehmen Investitionsabsichten bekundet haben und in welcher Höhe, teilte die Kommission nicht mit.

Ohnehin gibt es zu den 600 Milliarden unterschiedliche Interpretationen auf beiden Seiten des Atlantiks: Nach Aussagen Trumps stehen die Investitionen den Vereinigten Staaten zur freien Verfügung. «Sie haben uns 600 Milliarden Dollar gegeben, die wir in alles, was wir wollen, investieren können», sagte er in einem Gespräch mit dem Sender CNBC. Es handle sich faktisch um ein «Geschenk». Das steht im Widerspruch zu den Angaben der EU-Kommission.

Als Antwort auf die Frage, was passieren würde, falls die EU nicht die besagten Investments liefern sollte, drohte Trump mit Zöllen in Höhe von 35 Prozent. Da die Investitionszusagen auf mehrere Jahre ausgelegt sind, ist unklar, wann dieser Punkt erreicht sein könnte.

Kommentare

User #3698 (nicht angemeldet)

Die ganze Welt ist selber schuld. Die Schweiz sowieso. Wer keine Allianzen bildet, ist gegen diesen irren Diktator chancenlos. Wer kuschelt, wie unsere 2 Zwerge in Amerika, ist für immer erpressbar.

User #4820 (nicht angemeldet)

Wie lange ist diese Witzfigur noch im Amt? 🤣🤣🤣🤣

Weiterlesen

SP Cédric Wermuth Zölle
631 Interaktionen
US-Zölle
a
71 Interaktionen
Erwin Bach

MEHR IN NEWS

alaska airlines 787
Alaska Airlines
arbeitslosigkeit
Anstieg
Vollbrand in Ramsen
Stall-Vollbrand

MEHR EU

Maros Sefcovic
5 Interaktionen
Gemäss EU-Kommissar
Gegenzölle
1 Interaktionen
Handelsstreit
Baloise Helvetia
3 Interaktionen
Zusage
von der Leyen
39 Interaktionen
«Pfizergate»

MEHR AUS USA

christina applegate krankenhaus
4 Interaktionen
Nierenentzündung
apple
4 Interaktionen
Wegen Trump
Palantir-Aktie
7 Interaktionen
Boom dank KI
Brad Pitt
Im Alter von 84