In Rheinland-Pfalz musste eine Nachbarin mit ansehen, wie der Bewohner eines Behinderten-Heims stundenlang alleine gegen die Fluten um sein Leben kämpfte.
Nach dem Unwetter in Rheinland-Pfalz
Das Behindertenwohnheim Lebenshilfe-Haus. Starkregen führte auch hier zu extremen Überschwemmungen. Aufgrund des schnell steigenden Wassers konnten zwölf Menschen nicht mehr vor den Fluten der Ahr gerettet werden. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland Pfalz steigt die Zahl der Todesopfer weiter.
  • Besonders tragisch: 12 Bewohner einer Behinderteneinrichtung sind ebenfalls umgekommen.
  • Einer der Bewohner soll stundenlang alleine gegen die Fluten um sein Leben gekämpft haben.

Nach der Hochwasserkatastrophe im Grossraum Ahrweiler ist die Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz bis Samstagmorgen nach Polizeiangaben auf über 90 gestiegen.

Unwetter in Rheinland-Pfalz
Eine Brücke nach Altenahr ist durch Schutt und eine Eisenbahnbrücke versperrt. - dpa

Unter den Toten sind auch Bewohner einer Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung in Sinzig, an der Mündung der Ahr in den Rhein. «Das Wasser drang innerhalb einer Minute bis an die Decke des Erdgeschosses», sagte der Geschäftsführer des Landesverbands der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz, Matthias Mandos, zur «dpa».

Die Nachtwache habe es noch geschafft, mehrere Bewohner in den ersten Stock des Wohnheims zu bringen. «Als er die nächsten holen wollte, kam er schon zu spät.» Am Freitag war an dem Gebäude eine etwa drei Meter hoch reichende Schlammschicht zu sehen, die über die Fenster des Erdgeschosses reichte.

Nachbarin konnte nicht helfen

Gegenüber der «Bild» schildert eine Nachbarin, wie sie mit ansehen musste, wie sich einer der Bewohner der Behinderteneinrichtung vier Stunden lang an ein Rollo eines dieser Fenster klammerte, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden.

Unwetter in Rheinland-Pfalz
Beim Wohnheim stand das ganze Erdgeschoss unter Wasser. - dpa

«Nur sein Kopf ragte über dem Wasser. Ich sah ihn und konnte ihm nicht helfen. Er schrie um sein Leben. Es war unfassbar schlimm, weil ich nicht eingreifen konnte.»

Die beiden habe eine zweieinhalb Meter hohe Flutwelle getrennt. Sie hätte nichts tun können, um ihm zu helfen, es sei schrecklich gewesen. Ununterbrochen wählte sie den Notruf, bis sie endlich durchkam.

Unwetter rheinland pfalz
An das Rollo dieses verbarrikadierte Fenster klammerte sich der Mann gemäss der Nachbarin vier Stunden lang, bevor er gerettet werden konnte. Gut zu sehen auch an der Hauswand und dem Busch, wie hoch das Wasser stand. - dpa

Tief in der Nacht kamen dann endlich die Retter per Boot und zogen den Mann aus dem Wasser. Wie es ihm heute geht, ist nicht bekannt. Zwölf Bewohner des Heims in Sinzig sind gemäss übereinstimmenden Medienberichten Stand Samstagmittag verstorben.

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