Der Winter steht vor der Tür. Bald müssen Ukrainer und Russen im Ukraine-Krieg nicht mehr nur gegeneinander, sondern auch gegen die Kälte kämpfen.
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Ukrainische Panzer auf einer schneebedeckten Strasse am 18. Januar 2015. (Archiv) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der eisige Winter hat Russland in Kriegen bisher oft in die Hände gespielt.
  • Im Ukraine-Krieg könnte sich das Blatt jedoch wenden.
  • Panzer lassen sich zwar besser bewegen – die Ukrainer sind aber besser ausgerüstet.

Der Winter naht – und in der Ukraine wird noch immer gekämpft. Die ukrainische sowie die russische Armee müssen sich auf bittere Minusgrade gefasst machen.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass Russland die tiefen Temperaturen schon oftmals als Vorteil nutzen konnte. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Schlacht von Stalingrad im Zweiten Weltkrieg. Die Rote Armee kesselte die deutsche Wehrmacht ein – es kam zu einer Wende an der Ostfront.

«General Winter» wendet sich im Ukraine-Krieg gegen Russen

Marcel Berni, Strategie-Experte der Militärakademie an der ETH Zürich, sagt gegenüber Nau.ch: «‹General Winter› ist ein euphemistisches Konzept aus der russischen Geschichte. Es besagt, dass es fremden Mächten aufgrund der sibirischen Kälte schwerfällt, in Russland dauerhaften militärischen Erfolg zu erzielen.»

Im Ukraine-Krieg könnte das allerdings etwas anders aussehen. «Nun wendet sich ‹General Winter› paradoxerweise gegen die als Invasoren auftretenden Russen», erklärt Berni. Denn mit der Kälte steige auch die Gefahr von sogenannten «Friktionen».

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Der Winter könnte im Ukraine-Krieg für die russischen Truppen zum Problem werden. (Archiv)
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Die schweren Kriegspanzer, die Russland vor allem einsetzt, lassen sich auf gefrorenem Boden zwar einfacher bewegen. (Archiv)
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Allerding müssen die Russen sich dann auch mit vereistem Gerät, längeren Nachschubwegen und sinkender Motivation herumschlagen. (Archiv)
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Der militärische Vormarsch wird somit gebremst. (Archiv)
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Experten rechnen mit einem Ende des Krieges frühestens im nächsten Sommer. (Archiv)

Das heisst: «Gerät vereist, Nachschubwege werden länger und die Motivation sinkt. Das alles bremst den militärischen Vormarsch», so der Experte. Dies gelte jedoch für beide Seiten.

«Der Winter dürfte ein Grund sein, weshalb die Ukrainer im Moment so viel Gelände wie möglich unter Kontrolle bringen wollen.» Zuletzt eroberte die Ukraine bei einer grossen Gegenoffensive mehrere von Russland besetzte Gebiete zurück.

Winter stellt Unterstützung aus Europa auf die Probe

Auf dem Schlachtfeld helfe der Winter eher den Ukrainern, sagt Berni. Denn sie hätten «zumeist die bessere Ausrüstung».

Einen Trumpf hat Putin jedoch: Seine Armee setzt im Ukraine-Krieg nämlich vor allem auf schwere Kampfpanzer. «Sobald der Boden gefriert, wird die russische Kriegführung im Vorteil sein», sagt Strategie- und Sicherheitsexperte Albert A. Stahel zu Nau.ch.

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Die ukrainische Armee ist meist besser ausgerüstet – im Winter könnte sie somit einen Vorteil im Ukraine-Krieg haben. (Archiv) - keystone

Aber: «Fällt Schnee, dann hat keine Seite einen Vorteil und der Krieg friert buchstäblich ein.»

Der Winter hat allerdings nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch auf dem geopolitischen Parkett Auswirkungen. Berni hält fest: «Der Winter wird die westliche, insbesondere die europäische, Unterstützung für die Ukraine auf die Probe stellen

Bereitet Ihnen die Energiekrise Sorgen?

Denn aufgrund der Energiekrise könnte uns hierzulande ein harter Winter erwarten. Wegen der Gasmangellage drohen auch in der Schweiz in der kalten Jahreszeit Einschränkungen.

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