Ein versuchtes Attentat und anhaltende Krebs-Gerüchte – die Frage drängt sich allmählich auf: Was passiert im Ukraine-Krieg, wenn Putin plötzlich ausfällt?
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Wladimir Putin am 16. Mai. Die Gesundheit des russischen Präsidenten ist seit dem Ukraine-Krieg ein immer grösseres Thema. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auf Wladimir Putin wurde im März ein Attentat verübt. Dazu soll er schwer krank sein.
  • Für eine Stellvertretung wären die Abläufe klar geregelt.
  • Ein Nachfolger würde einen Ausweg aus dem Krieg suchen, ist ein Experte überzeugt.

Kürzlich wurde bekannt, dass Wladimir Putin zu Beginn des Ukraine-Kriegs Ziel eines geplanten Attentats wurde. Hartnäckig halten sich zudem die Gerüchte zum schlechter werdenden Gesundheitszustand des russischen Präsidenten.

Ein Krebs-Leiden soll ihn dazu zwingen, künftig mehrere Tage oder gar Wochen im Spital verbringen zu müssen. Doch die Regierungsgeschäfte können dann natürlich nicht ruhen, schon gar nicht während des Ukraine-Kriegs.

Premier Mischustin ist Favorit für Putin-Stellvertretung

Sollte sich Putin tatsächlich vorübergehend zurückziehen müssen, sind die Abläufe durch ein Kreml-Protokoll genau geregelt. Laut der russischen Verfassung übernimmt dann der Premierminister die Geschäfte des Präsidenten.

Putin kennt sich mit den Abläufen gut aus: Nach dem Rücktritt von Boris Jelzin Ende 1999 übte er dessen Amt selbst kommissarisch aus. Danach wurde er Präsident.

Michail Mischustin wladimir putin
Der russische Regierungschef Michail Mischustin (l.) gilt als enger Wegbegleiter von Präsident Wladimir Putin. Er würde mitten im Ukraine-Krieg wohl stellvertretend übernehmen, wenn nötig.
Nikolai Patruschew
Der ehemalige FSB-Chef Nikolai Patruschew gilt als Kriegstreiber.
Putin
Wladimir Putin (rechts) war selbst einst Stellvertreter für seinen Vorgänger Boris Jelzin.

Aktuell bekleidet Michail Mischustin das Amt des Premierministers – gegenüber Nau.ch nennt Osteuropa-Experte Ulrich Schmid den 56-Jährigen einen «Putin-treuen Technokraten». Sollte Putin tatsächlich einen Stellvertreter brauchen, wäre Mischustin wohl sein Mann. Eine andere Möglichkeit sei Anton Vajno, der Vorsitzende der Präsidialverwaltung.

Schmid glaubt nicht daran, dass der medial präsente Nikolai Patruschew ernsthaft als Stellvertreter gehandelt wird. «Patruschew ist als Hardliner eher geschwächt. Er gilt als Master-Mind hinter dem Einmarsch, der auch aus der Sicht des Kremls keine Erfolgsgeschichte ist.»

Nach Putin-Rücktritt bleibt ausser Ukraine-Krieg vieles beim Alten

Müsste sich Putin nicht nur um einen Stellvertreter, sondern sogar um einen Nachfolger Gedanken machen, würde sich schnell einiges ändern. Der Ukraine-Krieg hänge sehr stark an Putin, ist Schmid überzeugt.

«Er hat den Entscheid zum Einmarsch sehr einsam getroffen. Ein Nachfolger würde nach einer Exitstrategie suchen», ist er überzeugt. Auf ideologischer Ebene würde in Russland aber wohl vieles beim Alten bleiben. In der Ausrichtung der Regierung werde es «keine radikale Abkehr von dem nationalistischen Kurs geben».

Glauben Sie, der Westen hebt alle Sanktionen gegen Russland nach dem Krieg auf?

Wie sich Russland weltpolitisch nach dem Krieg wieder positionieren kann, ist indes unklar. Polens Präsident Adrezej Duda sagte kürzlich: «Nach Butscha, Borodjanka, Mariupol kann es mit Russland kein business as usual mehr geben.»

Eine Rückkehr zur Tagesordnung im Umgang mit Moskau schloss er aus.

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