Ukraine-Krieg: So konnte Kiew die Krim-Brücke angreifen
Für den ersten Angriff auf die Krim-Brücke im Ukraine-Krieg hat Kiew unwissende Russen benutzt, sagt SBU-Chef Maljuk. Ausländische Hilfe habe es nicht gegeben.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Ukraine benutzte für den Angriff auf die Krim-Brücke unwissende Russen.
- Laut dem SBU-Chef seien es «ganz normale Schmuggler» gewesen.
- Damit der Sprengstoff im LKW nicht entdeckt wird, war er in Frischhaltefolie eingewickelt.
Am frühen Morgen sorgte eine grosse Explosion auf der Kretsch-Brücke, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet, für Chaos. Schnell wurde klar, dass ein Lastwagen einen Sprengsatz auf die im Ukraine-Krieg militärisch wichtige Brücke brachte. Vieles blieb aber unklar. Nun hat Wassyl Maljuk, Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, weitere Details des Anschlags von vergangenem Oktober verraten.
Er sei persönlich an der Planung und Umsetzung des Einsatzes beteiligt gewesen, sagt er dem ukrainischen Portal «New Voice». In seinem Büro habe er in Echtzeit mitverfolgt, wie der LKW auf die Brücke gefahren und dann explodiert sei.

Zuerst habe er auch Güterwagen als Transportmittel für den Sprengstoff in Erwägung gezogen. Doch weil Russland den Transport von Gütern auf dem Eisenbahnteil der Brücke verboten habe, entschied man sich für einen LKW. Damit der Sprengstoff nicht von den Scannern erfasst wurde, sei er in mehrere Schichten Frischhaltefolie eingewickelt worden.
Doch ohne die Mithilfe unwissender russischer Bürger hätte der Anschlag nicht geklappt: «Wir haben so viele Menschen im Dunkeln benutzt», sagt Maljuk.
Russland nahm nach der Explosion 22 Menschen fest und klagte sie wegen Mittäterschaft an einem Terroranschlag an. «In Wirklichkeit gingen sie bloss ihren gewohnten Alltagsbeschäftigungen nach», erklärt SBU-Chef. «Sie waren ganz normale russische Schmuggler.»
Ukraine-Krieg: Krim-Brücke wichtige Versorgungsstrasse für Russland
Der Angriff auf das Prestigeobjekt von Kremlchef Wladimir Putin war ein schwerer emotionaler und logistischer Schlag. Denn Russland nutzt die Brücke, um Soldaten auf der besetzten Halbinsel Krim und an der Front zu versorgen. Aus diesem Grund sah die Ukraine die Kretsch-Brücke stets als legitimes Ziel.

Nach der Explosion im Oktober habe der SBU sofort mit der Planung weitere Angriffe begonnen. Dafür entwickelte er mit der Marine eine Kamikaze-Unterwasserdrohne. Im Juli 2023 fuhr das Wasserfahrzeug mit Sprengstoff beladen und von Russland unentdeckt zur Brücke und beschädigte sie. Er habe die Drohne jede Minute beobachtet, sagt Maljuk, «wir blieben zwei Nächte lang wach».
Vor rund zwei Wochen gab es erneut Explosionen bei der Krim-Brücke. Russland berichtet, man habe zwei Raketen abgewehrt. Ob die Brücke beschädigt wurde, ist unklar.
SBU-Chef Maljuk betont mehrfach, dass es bei den Angriffen auf die Krim-Brücke keine ausländische Hilfe gegeben habe.