Neue Wende im Ukraine-Krieg: Russen-Aussenminister Sergej Lawrow bestätigt, dass man Selenskyj stürzen will. Kriegs-Experten ordnen die Aussagen für Nau.ch ein.
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Putins Aussenminister Sergej Lawrow verkündete nun offiziell, dass man in der Ukraine einen Regimewechsel anstrebt. - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Sergej Lawrow kündigt an, dass Russland in der Ukraine einen Regimewechsel anstrebe.
  • Er deutet damit an, dass der Krieg wohl noch lange nicht zu Ende ist.
  • Die Russland-Experten Ulrich Schmid und Albert Stahel analysieren die Lage.
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Jetzt also doch: Russlands Aussenminister Sergej Lawrow gibt bekannt, dass Russland den Sturz der ukrainischen Regierung anstrebt. Es ist eine erneute Wende im Ukraine-Krieg.

Denn: Noch im April wurde der russische Chefdiplomat im Interview mit «India Today» darauf angesprochen, ob man Selenskyj stürzen wolle. Lawrow verneinte damals noch. Es sei die Aufgabe der Ukrainer zu entscheiden, unter welcher Führung sie leben wollten. Das war einmal.

Für Strategie-Experte Albert Stahel kommt der Kurswechsel trotzdem nicht überraschend, wie er bei Nau.ch erklärt. «Putins Kumpels haben zur Beruhigung des Westens als Zwischenziel die Eroberung des Donbass angegeben.»

Nun erinnere Lawrow den Westen wieder an das Fernziel: Der Krieg ist aus russischer Sicht erst dann beendet, «wenn es die Ukraine als unabhängigen Staat nicht mehr gibt».

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Sergej Lawrow hat den Ton im Ukraine-Krieg verschärft.
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Russland will die ukrainische Regierung stürzen.
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Allerdings: Für Experten ist klar, dass Russland die gesamte Ukraine einnehmen müssten, um Selenskyj zu stürzen. Ein unwahrscheinliches Szenario.

«Sturz der Regierung ist unwahrscheinlich geworden»

Russland-Kenner Ulrich Schmid stimmt zu. Der Regierungs-Sturz «war das erste russische Kriegsziel nach dem 24. Februar. Man wollte Präsident Selenskyj gefangen nehmen – ein gutes Szenario für Russland wäre eine Flucht Selenskyjs gewesen.»

Es kam bekanntlich anders, Selenskyj und die Ukrainer geben sich kämpferisch. Von Aufgeben oder Flüchten, keine Spur. «Ein Sturz der ukrainischen Regierung ist heute unwahrscheinlich geworden», so Schmid.

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Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj und sein enges Umfeld sollen nichts mit dem Sabotageakt der «Nord Stream»-Pipelines zu tun gehabt haben. - Keystone

Dem Kreml gelinge zwar, durch die andauernde Kriegssituation das politische und wirtschaftliche System der Ukraine nachhaltig zu destabilisieren.

Zu einem Regimewechsel bräuchte es aber viel mehr, fügt Stahel hinzu. «Der Sturz von Selenskyj ist nur bei einer vollständigen Eroberung der Ukraine möglich.»

Ukraine-Krieg dauert noch lange – es wird keinen Sieger geben

Derzeit hält sich Lawrow in Afrika auf. Nach Ägypten hat er den Kongo besucht. Er versichert den Amtskollegen etwa, dass sich Moskau für die Wiederaufnahme von Getreide-Exporten nach Afrika einsetze. Seine weiteren Reiseziele in den kommenden Tagen: Uganda und Äthiopien.

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Russlands Aussenminister Sergej Lawrow (l.) bei seinem Besuch in Kairo mit Ägypten-Präsident Abdel Fattah al-Sisi. - DPA

«Lawrow sucht in Afrika neue Verbündete», schliesst Schmid. «Er versucht nun, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine als humanitäre Mission für das ukrainische Volk zu präsentieren.»

Ein Ende im Ukraine-Krieg sei nicht in Sicht – im Gegenteil. Das Fazit: «Der Krieg wird wahrscheinlich noch lange dauern. Die Ukraine wird nicht verlieren, und Russland wird nicht gewinnen.»

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