Russische Truppen verlieren im Ukraine-Krieg immer mehr an Boden. Ein Experte spricht im eigenen Staats-TV über die aktuelle Lage – und findet klare Worte.
Der Kreml-Experte gibt im russischen Staats-TV seine Einschätzung zum Ukraine-Krieg ab. - Russisches Staatsfernsehen

Das Wichtigste in Kürze

  • Viktor Olevich sorgt im russischen Staatsfernsehen für Wirbel.
  • Der russische Polit-Experte kritisiert Russlands Kriegsführung scharf.
  • Moskau habe seine Kräfte falsch eingeschätzt und könne nicht gewinnen, so Olevich.
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Die Gegenoffensive schreitet weiter voran. Es häufen sich die Berichte, dass Russlands Truppen im Ukraine-Krieg immer mehr an Boden verlieren. Zuletzt werden deshalb sogar im russischen Staatsfernsehen kritische Stimmen laut.

Viktor Olevich, leitender Experte vom «Zentrum für aktuelle Politik», hat sich in der Sendung «Myesta Vstrechi» besonders deutlich ausgedrückt.

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Starten ukrainische Streitkräfte bald eine Gegenoffensive? - Keystone

In der TV-Debatte werden die russischen Anschuldigungen thematisiert, wonach die Ukraine an einer «schmutzigen Bombe» arbeiten würde. Laut dem «Centers for Disease Control and Prevention» ist das eine Mischung aus Sprengstoff und radioaktivem Material. Russland behauptet, dass die Gegner die Atombombe im Ukraine-Krieg einsetzen wollen.

«Können empört sein, bis wir blau anlaufen»

«Wir lassen alle Alarmglocken läuten», sagt Moderator Andrej Norkin. Er verweist darauf, dass es am letzten Wochenende Telefonate mit den USA, London und Paris gegeben hat. «So weit ich weiss, haben die Amerikaner angerufen, nicht wir. Wie sieht es aus, was könnte dabei herauskommen?»

Polit-Experte Olevich antwortet umgehend. Und sorgt für ungewohnt scharfe Selbstkritik: «Russland hat eine militärische Spezialoperation eingeleitet, seine Kräfte falsch eingeschätzt und kann seit acht Monaten nicht gewinnen.» Gleichzeitig würden sich russische Beamte beschweren, dass die Gegner Russland weder glauben noch zuhören würden.

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Der Kreml-freundliche Polit-Experte Viktor Olevich äussert Kritik im russischen Staats-TV.
Norkin
Moderator Andrej Norkin ist sichtlich irritiert über die Aussagen seines Talk-Gastes.
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Die ukrainische Gegenoffensive setzt Putins Truppen derzeit unter Druck.
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Die Unterstützung für Wladimir Putin wird kleiner.
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Aus der Region Charkiw flüchteten russische Soldaten nach der Gegenoffensive.

Moderator Norkin, welcher über die Aussagen von Olevich sichtlich irritiert scheint, fällt seinem Gast ins Wort: «Wir beschweren uns nicht, wir sind empört, würde ich sagen.»

Olevich, der den Kreml eigentlich unterstützt, kontert wiederum knallhart. «Wir können empört und wütend sein, bis wir blau anlaufen, aber das wird unsere Probleme keineswegs lösen.»

Ukraine-Krieg: Experte fordert Regierung zum Handeln auf

Vom Westen wird der russische Vorwurf einer «schmutzigen Bombe» vehement als falsch zurückgewiesen. In einem gemeinsamen Statement erklären die Aussenminister von Frankreich, Grossbritannien und den USA: «Die Welt würde jeden Versuch, diese Behauptung als Vorwand für eine Eskalation zu benutzen, durchschauen.»

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Anotny Blinken, Aussenminister der USA. - keystone

Auch Viktor Olevich äussert in der Sendung Zweifel. «Wenn es echte Informationen, echte Beweise dafür gibt, wo sich diese schmutzige Bombe befindet: Wo planen sie denn, sie einzusetzen? Wo sind die Dokumente?», fragt der Experte.

Denken Sie, dass der Ukraine-Krieg bald vorbei sein wird?

Olevich fordert die Regierung deshalb zum Handeln auf. «Wenn der russische Militärgeheimdienst über all diese Daten verfügt, ist es Zeit, sie offenzulegen.»

Olevich gehört damit zu den ganz wenigen Russen, die im TV zu ihrer Kriegskritik stehen.

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