Ukraine Krieg: Porsche-Aufsichtsrat bot Putin Hilfe an
Ein Porsche-Aufsichtsrats-Mitglied wollte Russlands Autoindustrie während des Ukraine-Kriegs wiederbeleben. Dafür schrieb er einen Brief an Putin.

Das Wichtigste in Kürze
- Porsche-Aufsichtsrats-Mitglied Wolf wollte Russlands Autoindustrie wiederbeleben.
- Er bot Putin an, jährlich 270'000 Autos in den stillgelegten VW-Fabriken herzustellen.
- Volkswagen dementiert, dass es eine Einigung mit Wolf diesbezüglich gebe.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist Russland mit Sanktionen belegt, Wirtschaft und Industrie leiden. Dies weiss auch der österreichische Investor Siegfried Wolf, der unter anderem im Aufsichtsrat der Porsche-Holding, einer Grossaktionärin von VW, sitzt. Er wollte die Autoindustrie wiederbeleben und schrieb deshalb einen Brief an niemand geringeres als Kremlchef Wladimir Putin.
«Lieber Wladimir Wladimirowitsch», zitiert der «Spiegel» aus dem dreiseitigen Schreiben von Januar 2023. «Unter den heutigen schwierigen Bedingungen» gebe es in Russland einen Mangel an hochwertigen Autos. Mit seinem Investitionsprojekt wolle er das Problem lösen. «Die legendäre russische Wolga-Marke» soll wiederbelebt werden.

Wolf wollte ab der zweiten Jahreshälfte wieder Fahrzeuge der VW-Marke Skoda bauen. Die Autos sollen aber ein russisches Design erhalten und Merkmale der Modelle Wolga und Pobeda aufweisen. Dafür solle das Know-how und die stillgelegten Fabrikanlagen von Volkswagen in Russland genutzt werden. Eine «grundsätzliche Einigung mit dem Top-Management von VW» gebe es bereits, behauptete Wolf im Schreiben.
Mit seinem Projekt könne der «Bedarf der russischen Verbraucher an qualitativ hochwertigen und zuverlässigen Fahrzeugen gedeckt werden». Zudem würden rund «12'000 Hightech-Arbeitsplätze geschaffen», preist Wolf seine Idee gegenüber Putin an. Sie bilde die Grundlage für die weitere Entwicklung einer unabhängigen und modernen Autoindustrie in Russland.
Trotz Sanktionen im Ukraine-Krieg: Wolf will 270'000 Autos in Russland herstellen
Der Österreicher hat aber nicht nur die Interessen der russischen Bevölkerung im Kopf sondern auch seine eigenen: Betreiber des Projekts soll das russische Unternehmen «PromAvtoKonsalt», «dessen Eigentümer ich bin», werden. Auch involviert sein soll der führenden russischen Autobauer GAZ, an dem Wolf ebenfalls beteiligt ist.
Für die Umsetzung seiner Idee bat Wolf Putin um einen Kredit von 60 Milliarden Rubel, rund 780 Millionen Franken. Dafür versprach er, jährlich rund 270'000 Autos in Russland zu produzieren.

Siegfried Wolf, dessen Vermögen auf über 500 Millionen Euro geschätzt wird, gilt als einer der mächtigsten Vertreter der europäischen Autoindustrie. Vor dem Ukraine-Krieg war er vor allem wegen seiner Kontakte nach Russland wertvoll. So war er mitverantwortlich für die Infrastruktur der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und genoss dort ein Bier mit Putin.
Doch mit seinem Brief und dem Vorschlag an Putin stösst Wolf einige vor den Kopf. Volkswagen beispielsweise distanziert sich gegenüber dem «Spiegel» davon. Man habe keinerlei Kenntnisse über den Brief und den «irritierenden Inhalt». Auch die Porsche-Holding sagt, sie wisse nichts vom Schreiben Wolfs.
Wladimir Putin aber schien von Wolfs Vorschlag angetan gewesen zu sein. «Angesichts der Lage der Autoindustrie können wir die Idee unterstützen», schrieb er auf den Brief, der «Spiegel» vorliegt. Er bat um «Bearbeitung und Berichterstattung».