Die Wagner-Rekrutierer nehmen Verbrecher für den Einsatz im Ukraine-Krieg auf. Auch Alkoholsucht ist bei Rekruten kein Problem.
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Aus den Büros des Hauptquartiers der Wagner-Gruppe geht es für Rekruten nach wenigen Wochen in den Ukraine-Krieg. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Journalist gibt sich als Interessenten für ein Engagement bei der Wagner-Gruppe aus.
  • Vorstrafen sind kein Problem, solange sie nicht für Terrorismus oder Entführung sind.
  • Der Lohn beträgt 3200 Franken pro Monat, die Beerdigungskosten werden übernommen.
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Im Ausland und in Gefängnissen hat die berüchtigte Wagner-Gruppe Söldner für den Ukraine-Krieg gesucht. Schwerverbrecher werden an die Front geschickt. Doch nimmt Russlands Schattenarmee wirklich jeden auf oder wo zieht sie ihre Grenzen? Journalisten des unabhängigen russischen Portals «Insider» gingen dieser Frage nach.

Inspiriert wurden sie von Anwerbungs-Plakaten in der sibirischen Stadt Krasnojarsk. Darauf waren drei skurrille Fragen abgedruckt, zwei davon schienen sicherstellen zu wollen, dass Bewerber nicht schwul sind. Die dritte lautete: «Würdest du lieber Seife vom Tisch oder Brot aus der Toilette essen?» Darunter stand die Nummer eines Rekrutierungsbüros der Wagner-Gruppe.

Dort rief ein Journalisten an und gab sich als Interessenten aus. Zuerst wurde er nach möglicher Armee-Erfahrung gefragt, danach nach seiner kriminellen Vergangenheit. Er sei wegen ordnungswidrigen Verhaltens und Diebstahls aus der Jugendzeit vorbestraft. Das sei kein Problem, antwortetet der Rekrutierer.

Der Rekrut müsse einen Pass, Krankenversicherung und Zertifikate, dass er nicht in psychiatrischer Betreuung oder drogenabhängig sei, bringen. Eine Alkoholsucht aber würde kein Hindernis darstellen: Rekruten, die darunter leiden, müssten bloss zusätzlich einen Lügendetektor-Test absolvieren.

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Junge Männer betrachten eine Drohne im Hauptquartier der Wagner-Gruppe. Die Söldner-Einheit kämpft an der Seite Russlands um Ukraine-Krieg. - Keystone

Als der Journalist fragt, ob er Freunde mitbringen dürfe, enthüllt der Rekrutierer die roten Linien der Wagner-Gruppe. Natürlich dürfe er Freunde mitbringen. Er müsse bloss sicherstellen, dass sie nie «für Verbrechen wie Terrorismus, Extremismus, Entführung oder Vergewaltigung» verurteilt worden seien. Verurteilte Mörder scheinen willkommen zu sein.

Ukraine-Krieg: Wagner-Gruppe bezahlt Beerdigung für Gefallene

Auch über eine mögliche Einteilung des Journalisten wurde am Telefon gesprochen. Er würde wohl als Gewehrschütze in eine Sturmabteilung kommen. Da er aber Erfahrung habe, gebe es vielleicht die Möglichkeit, als Scharfschütze zu dienen. Denn der Journalist sagte, er gehe «von Zeit zu Zeit» mit seinem Vater schiessen.

Glauben Sie an ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs?

Nach der Vertragsunterzeichnung würde der Journalist zwei bis drei Wochen ausgebildet werden. Danach ginge es ins Einsatzgebiet, das der Rekrutierer aber nicht nennen kann. Pro Monat würde er 240'000 Rubel (3200 Franken) plus Boni verdienen. Sollte er aber, wie viele andere Wagner-Söldner, im Ukraine-Krieg sterben, so würde die Organisation die Beerdigungskosten übernehmen.

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