Kiews Truppen sollen erstmals seit kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs wieder am Ostufer des Dnipro gelandet sein. Ist das die erwartete Frühlingsoffensive?
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Die beschädigte Antoniwkabrücke. Der Hauptübergang über den Fluss Dnipro in Cherson wurde Anfang November 2022 von russischen Truppen zerstört. - Bernat Armangue/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag sollen ukrainische Einheiten erstmals wieder den Fluss Dnipro überquert haben.
  • Dabei handle es sich noch eher um Erkundungsmissionen als Brückenköpfe, glauben Experten.
  • Für die Einnahme des Ostufers müsste die Ukraine viel in die Waagschale werfen.
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Dieses Wochenende sollen ukrainische Truppen erstmals seit kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs wieder den Fluss Dnipro überquert haben. Aus Geodaten und Texten russischer Militärblogger gehe hervor, dass die ukrainischen Streitkräfte Positionen am Ostufer im Gebiet Cherson eingenommen hätten. Das schreibt das US-Institut für Kriegsstudien (ISW).

Ist das der Beginn der angekündigten grossen Frühlingsoffensive der Ukraine?

«Möglich», sagt Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St.Gallen. «Allerdings ist die ukrainische Armee selbst geschwächt und muss in Bachmut noch Widerstand leisten.»

Auch Strategie- und Sicherheitsexperte Albert A. Stahel sieht in den Fluss-Überquerungen «eher ein Abtasten und Auskundschaften als eigentliche Brückenköpfe.» Solche Aktionen seien vor gross angelegten Operationen wie der geordneten Dnipro-Überquerung notwendig.

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Die Stadt Cherson liegt direkt am Fluss Dnipro. (Archiv)
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Die meisten Brücken über den Fluss, hier die Antoniwkabrücke, wurden im Ukraine-Krieg zerstört.
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Nahestehende trauern am 23. April um Gefallene im Ukraine-Krieg in Kiew. Für eine Rückeroberung der besetzten Gebiete wären grosse Opfer vonnöten.

Allerdings ist die ukrainische Armee damit in derselben Lage wie die Russen, als sie noch Cherson besetzten, sagt Schmid dazu. «Der Dnipro ist ein sehr breiter Fluss und es wird schwierig sein, Truppen am anderen Ufer logistisch zu versorgen.»

Ukraine-Krieg steckt fest

Die Ukraine selbst hatte sich beim Thema Frühjahresoffensive zuletzt bedeckt gehalten. Das Hauptproblem einer Rückeroberung sieht Albert Stahel aktuell beim Fehlen moderner Kampfflugzeuge. «Diese ist erst realistisch, wenn es gelingt, durch massive Bombardierung mit Artillerie und eben Kampfflugzeugen die russischen Verteidigungslinien zu zerschlagen.»

Glauben Sie, dass der Ukraine-Krieg bald endet?

Denn die russischen Truppen hatten jetzt genug Zeit, die besetzten Gebiete östlich des Flusses zu befestigen. «Beide Seiten haben sich eingegraben. Eine Rückeroberung würde einen gewaltigen Effort für die ukrainische Seite bedeuten», glaubt Ulrich Schmid.

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