Der russische Ex-Soldat Pawel Filatiew erzählt in einem Buch über seine Zeit im Ukraine-Krieg. Die Erzählung macht ihn zum Staatsfeind.
Pawel Filatiew, ehemaliger russischer Soldat, war nach Paris geflüchtet und zerriss aus Protest seinen Pass. Jetzt hat er ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben. - Twitter/@Gerashchenko_en

Das Wichtigste in Kürze

  • Pawel Filatiew rechnet in einem Buch mit dem Kreml und dessen Chef Wladimir Putin ab.
  • Der Russe stand zu Beginn des Krieges in der Ukraine im Einsatz.
  • Der Kreml habe die Armee «zielgerichtet ruiniert».
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Zwei Monate lang hat Pawel Filatiew als russischer Soldat den Ukraine-Krieg unter ständiger Todesgefahr und unter militärischer Führungslosigkeit erlebt. Als Soldat war er selbst dabei, als die russische Armee am 24. Februar in die Ukraine einmarschierte.

Sein Entsetzen über die unter Kremlchef Wladimir Putin zur Chaostruppe verkommene russische Armee hat er schon im Sommer geteilt. Mit dem Frontbericht «ZOV. Der verbotene Bericht. Ein Fallschirmjäger packt aus» sorgte er international für Furore.

ukraine krieg
Der russische Ex-Soldat Pawel Filatiew erklärt seine Abneigung gegen die russische Regierung.
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Er zeigt und zerreisst seinen ausländischen Reisepass.
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Die Schnipsel werden in der Toilette entsorgt.
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Mehrere Dokumente zerreisst der 33-Jährige.

Nun erscheint das gleichnamige Buch mit tiefen Einblicken in den Kriegsalltag auf Deutsch. Thema sind auch die von Korruption und Vetternwirtschaft geprägten Militärstrukturen.

Filatiew will mit dem Zeitdokument so viele Russen wie möglich über die Sinnlosigkeit des Krieges aufklären. Mehr als 600'000 Aufrufe hat allein die auf Youtube veröffentlichte russische Hörbuchversion.

Filatiew würde heute gegen Kreml Waffe erheben

Der Ex-Soldat macht immer wieder deutlich, dass sich seine Kritik nicht gegen die einfachen und durch Mangel an Information in die Irre geführten Soldaten richtet, sondern vor allem gegen den Kreml. Gegen diesen würde er heute sogar selbst die Waffe erheben.

Er selbst könne aus seiner Zeit und dem Vorstoss in Richtung Cherson in der Südukraine keine Gräueltaten der Armee bezeugen. «Ich kann mich natürlich nicht für die ganze Armee verbürgen, aber vor meinen Augen wurde niemand gequält, geschweige denn vergewaltigt.»

Filatiev
In einem Interview mit CNN spricht Filatiew über die katastrophalen Zustände in der russischen Armee.
Russische Soldaten
Mittlerweile seien viele Soldaten müde, hungrig und desillusioniert.
Russischer Soldat
Manchmal gebe es tagelang kein Essen und kaum Wasser, so der russische Ex-Soldat.
Filatiew
Filatiew: «Wir zerstören nur das friedliche Leben. Diese Tatsache hat unsere Moral immens beeinflusst. Das Gefühl, dass wir nichts Gutes tun.»
Ukraine Krieg
Nun befürchtet der ehemalige Soldat einen Racheakt seiner Regierung.

Filatiews Buch dreht sich um seine Erlebnisse, die miserable Ausstattung und Organisation der Truppe, der auch gar nicht klar sei, warum sie in der Ukraine kämpfe.

Filatiew entlarvt die von Putin immer wieder so bezeichnete militärische Spezialoperation gegen Nazis in der Ukraine als Farce. Getötet werden Zivilisten, die gegen die russischen Besatzer sind – und es werden ganze Städte sinnlos zerstört, wie Filatiew erzählt.

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