Im September sind die Nord-Stream-Pipelines im Ukraine-Krieg durch Explosionen beschädigt worden. Die Vorfälle könnten langfristige Folgen haben.
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Ein Foto der schwedischen Küstenwache zeigt den Leak in der Nord-Stream-Pipeline Ende September. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im September ist es zu Beschädigungen an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 gekommen.
  • Wer für die Explosionen verantwortlich ist, ist weiterhin unklar.
  • Die Vorfälle könnten langfristige Auswirkungen für die Umwelt haben, warnen nun Experten.
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Noch immer ist nicht klar, wer für die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines im Ukraine-Krieg verantwortlich ist. Unter anderem Schweden und Deutschland ermitteln jedoch wegen mutmasslicher gezielter Sabotage.

Was Experten nun Sorge bereitet: Im betroffenen Gebiet wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Unmengen an alter Munition im Meer entsorgt. Der Meeresgrund ist also von Giftstoffen belastet – deshalb könnten die Explosionen verheerende Folgen haben.

Im Wissenschaftsjournal «Nature» warnt der dänische Umweltforscher Hans Sanderson vor einer langfristigen Vergiftung der Ostsee. Er befürchtet, dass die Explosionen und das ausströmende Gas eine riesige Wolke voller toxischer Stoffe aufgewirbelt haben.

«Dort lagern rund 32'000 Tonnen Munition und dazu noch 11'000 Tonnen Kriegsmaterial», sagt der Experte im «Spiegel».

«Gefährliche» Giftmischung im Ukraine-Krieg aufgewirbelt

Viele Giftstoffe seien schon lange zuvor ausgetreten und hätten sich im örtlichen Schlamm ausgebreitet. «Das ist eine wirklich bunte, gefährliche Mischung.» Sanderson zählt unter anderem Arsen, radioaktives Cäsium-137 und toxische Schwermetalle auf.

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Im September – mitten im Ukraine-Krieg – ist es zu Explosionen an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 gekommen.
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In der Folge sind Unmengen von Gas ausgetreten.
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Die Explosionen und später das austretende Gas haben laut Forschenden wohl Schlamm vom Meeresboden aufgewirbelt.
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Das Problem: Auf dem Meeresboden befinden sich zahlreiche Giftstoffe aus dem Zweiten Weltkrieg. Abgebildet: Ein Schiffswrack aus dem Zweiten Weltkrieg im Golf von Mexiko.
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Die Explosionen könnten die Ostsee deshalb langfristig vergiften. Abgebildet: Eine norwegische Öl-Plattform in der Ostsee.
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«Was einmal aufgewirbelt wurde, braucht daher in der Ostsee sehr lange, bis es wieder absinkt», sagt Umweltforscher Hans Sanderson.
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Forschende vermuten, dass die Giftwolke nun in Richtung der dänischen Insel Bornholm driftet.
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Noch ist unklar, wer für die Explosionen an den Pipelines verantwortlich ist.
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Der Kreml unter Staatschef Wladimir Putin hat Spekulationen über eine Verwicklung vehement zurückgewiesen.

Was die Situation zusätzlich verschärft: Die Wasserschichten in der betroffenen Region sind sehr stabil. «Was einmal aufgewirbelt wurde, braucht daher in der Ostsee sehr lange, bis es wieder absinkt.»

Sanderson geht davon aus, dass die Giftwolke nach Westen in Richtung der dänischen Insel Bornholm driftet. Das Gebiet galt bislang als unbedenklich und wurde deshalb nicht für die Fischerei gesperrt.

Bereiten Ihnen die Entwicklungen im Ukraine-Krieg Sorgen?

Ende September waren nach Explosionen nahe Bornholm vier Lecks in den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 entdeckt worden. Jeweils zwei davon befanden sich in den Ausschliesslichen Wirtschaftszonen Dänemarks und Schwedens. Während mehrerer Tage sind nach den Vorfällen enorme Mengen an Gas ausgetreten.

Es wird vermutet, dass Sabotage hinter den Lecks steckt – die Explosionen haben sich mitten im Ukraine-Krieg ereignet. Der Kreml hat Spekulationen über eine russische Verwicklung vehement zurückgewiesen. Er liess verlauten, dass es zwar Hinweise auf einen staatlichen Sabotageakt gebe, es sei aber absurd anzunehmen, Russland stecke dahinter.

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