Beim historischen Rückzug aus Charkiw liessen die Russen im Ukraine-Krieg auch Briefe zurück. Diese geben Einblick in die angeschlagene Moral der Truppen.
Kriegsbeute: Ein ukrainischer Soldat hält in Isjum eine verschmutzte russische Flagge.
Kriegsbeute: Ein ukrainischer Soldat hält in Isjum eine verschmutzte russische Flagge. - Kostiantyn Liberov/AP/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Fluchtartig haben sich die Russen aus der Region Charkiv zurückgezogen.
  • In einem Wohnhaus in Isjum wurden zurückgelassene Briefe gefunden.
  • Darin beklagen Soldaten fehlende Ferientage und ihren schlechten Gesundheitszustand.

Beim historischen fluchtartigen Rückzug russischer Truppen aus Isjum im Oblast Charkiv wurde im Ukraine-Krieg zahlreiches Kriegsmaterial zurückgelassen. Doch nicht nur das: Ukrainische Soldaten sind auf mindestens zehn Briefe gestossen, die ein Bild der angeschlagenen Moral der Russen zeichnen.

Wie die «Washington Post» berichtet, sind die handgeschriebenen Briefe auf den 30. August datiert und wurden in einem zweistöckigen Wohnhaus gefunden. Ein Mann schrieb: «Ich weigere mich, meine Pflicht bei der Spezialoperation auf dem Territorium der Ukraine zu erfüllen. Dies wegen fehlender Urlaubstage und moralischer Erschöpfung.»

Ein anderer Soldat beantragte, vom Dienst befreit zu werden. Er führte «die Verschlechterung meines Gesundheitszustands und das Fehlen der notwendigen medizinischen Versorgung» als Grund an. Ein weiterer Dienstpflichtiger sprach von «körperlicher und moralischen Erschöpfung.

Von russischen Truppen zurückgelassener Panzer nahe Isjum
Von russischen Truppen zurückgelassener Panzer nahe Isjum
Selenski
Auch Waffen und Munition wurden von den Russen zurückgelassen.
Brief
Doch auch zurückgelassene Briefe fand die ukrainische Armee vor. Darin tun russische Soldaten ihren Unmut kund.

In anderen Briefen kommt Frustration darüber zum Ausdruck, dass den Soldaten die Urlaubszeit für familiäre Verpflichtungen verweigert werde. Unter anderem, um zu heiraten und die Geburt eines Kindes mitzuerleben.

Soldaten beklagen in Briefen Verluste im Ukraine-Krieg

Die Echtheit der Briefe wurde laut der «Washington Post» noch nicht von unabhängigen forensischen Experten bestätigt. Laut der Zeitung handle es sich aber mit grosser Sicherheit um Originaldokumente.

Glauben Sie, dass der Ukraine-Krieg bald endet?

Im selben Haus aufgefunden wurde ein Bericht vom 23. August, adressiert an den Kommandanten der 2. Motorisierten Schützendivision Russlands. Die Aufschrift: «Streng geheim» und «äusserst dringend».

Darin wird beschrieben, wie vier russische Soldaten getötet und einer durch ukrainisches Artilleriefeuer verwundet wurden.

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