Angesichts der Eskalation der Gewalt in der syrischen Provinz Idib haben die syrischen Weisshelme der Staatengemeinschaft Untätigkeit vorgeworfen.
Weisshelme kritisieren Tatenlosigkeit der UNO in Idlib
Weisshelme kritisieren Tatenlosigkeit der UNO in Idlib - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Erdogan fordert in Telefonat mit Putin Einhaltung von Waffenruhe.
Ad

In Idlib gebe es ein «tägliches Massaker», doch die UNO begnügen sich damit, das Problem zu verwalten, kritisierte die Zivilschutzorganisation am Freitag. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mahnte gegenüber seinem russischen Kollegen Wladimir Putin die Einhaltung der Waffenruhe in Idlib an.

«Die jüngste Eskalation hat im März angefangen und sich seit dem 26. April verstärkt, um sich in ein tägliches Massaker zu verwandeln», sagte der Chef der Weisshelme, Raed Saleh, bei einer Pressekonferenz in Istanbul. Die UNO verstärke das Problem durch ihr Vorgehen nur. «Die UNO spielt keine konstruktive Rolle in Syrien, indem sie darauf verzichtet, die für die Eskalation verantwortliche Partei zu benennen», sagte Saleh.

Erdogan mahnte in einem Telefonat mit Putin die Einhaltung der Waffenruhe in Idlib an. Diese müsse umgehend umgesetzt werden, um sich wieder auf die Suche nach einer politischen Lösung konzentrieren zu können, sagte Erdogan bei dem Gespräch am Donnerstagabend, wie das türkische Präsidialamt mitteilte. Es müsse alles getan werden, damit nicht noch weitere Zivilisten getötet würden und eine neue Fluchtwelle einsetze.

Putin und Erdogan hatten im September im südrussischen Sotschi eine Waffenruhe für die letzte syrische Rebellenbastion sowie die Schaffung einer entmilitarisierten Zone um die Region vereinbart. Seit Ende April gehen syrische Regierungstruppen und ihre russischen Verbündeten aber wieder verstärkt gegen die Rebellen vor. Der syrische Machthaber Baschar al-Assad begründet die Offensive mit dem Kampf gegen den Terrorismus.

Die Provinz Idlib und angrenzende Gebiete werden grossteils von der Dschihadistenallianz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) kontrolliert, die aus dem syrischen Al-Kaida-Ableger hervorgegangen ist. Die Türkei hatte versucht, den Einfluss der Gruppe zurückzudrängen. Doch stattdessen verdrängte HTS im vergangenen Jahr die moderateren protürkischen Rebellengruppen.

Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden seit dem 30. April bei den Kämpfen in der Region 948 Menschen getötet. Bei Luft- und Artillerieangriffen der Assad-Truppen habe es 288 zivile Opfer gegeben, darunter 67 Kinder. 28 Zivilisten seien zudem beim Beschuss durch HTS ums Leben gekommen, erklärte die Beobachtungsstelle, die ihre Informationen von Aktivisten vor Ort bezieht. Für Medien sind sie kaum zu überprüfen.

Ihren Angaben zufolge wurden bei den Kämpfen auch 369 Rebellen und 269 Soldaten sowie Milizionäre des Regierungslagers getötet. Die Kämpfe haben nach UN-Angaben zudem 270.000 Menschen in die Flucht getrieben. Die Weisshelme und andere syrische Hilfsorganisationen warnten am Freitag, die Fluchtwelle sei die grösste seit Beginn des Konflikts in Syrien 2011. Die UNO und die Geberländer müssten daher «umgehend einschreiten».

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

IdlibGewaltRecep Tayyip ErdoganWladimir PutinUNOTerrorismusBaschar al-AssadMenschenrechte