Studie: Neueinsteiger in der Pflegebranche haben es oft unnötig schwer
Die Bundesregierung will deutlich mehr ausländische Pflegekräfte anwerben, um dem Nachwuchsmangel in der Branche entgegenzuwirken.

Das Wichtigste in Kürze
- Viele Fachkräfte aus dem Ausland sind im Pflegealltag frustriert.
Im deutschen Pflegealltag stossen die zugezogenen Fachkräfte momentan aber noch oft auf Probleme, wie eine am Dienstag vorgelegte Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt.
Zeitmangel im Dienst, lange Anerkennungsverfahren für den Berufsabschluss und Integrationshemmnisse machten es vielen Zugezogenen schwer, in der Pflegebranche zu bleiben. Auch deutsche Quereinsteiger aus anderen Branchen stossen demnach in der Pflege oft auf Schwierigkeiten.
«Es gibt strukturelle Hindernisse für eine Integration der zunehmenden Zahl von Fachkräften, die aus dem Ausland oder als Quereinsteigende aus einem anderen Beruf in der Pflege tätig werden», schreiben die Forscherinnen in der Analyse. «Dadurch kommt es zu Konflikten und Missverständnissen, häufig scheitert die Integration in den Pflegealltag ganz.» Damit die Newcomer dauerhaft bleiben, brauche es in Pflegeeinrichtungen zusätzliche Ressourcen und systematische Konzepte für ihre Integration.
Durch Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland und Quereinstiege aus anderen Berufen kamen der Studie zufolge zwischen 2012 und 2017 insgesamt 63.000 Menschen neu auf den Pflege-Arbeitsmarkt. Insgesamt hätten in diesem Zeitraum rund 32.000 Fachkräfte aus dem Ausland die Anerkennung ihrer Qualifikation beantragt.
In Deutschland seien die Zugewanderten dann oft erstmal frustriert: In ihren Heimatländern hätten viele Fachkräfte ein Hochschulstudium in der Pflege absolviert, in Deutschland würden sie dann aber oft zunächst für Pflegehelfertätigkeiten in der Grundpflege eingesetzt. Die Beschäftigung «unter Wert» führe oftmals zu «starken Frustrationen».
Ganz anders seien die Probleme bei deutschen Quereinsteigern aus anderen Branchen gelagert: Hier sei häufig eher eine Überforderung festzustellen, schreiben die Böckler-Wissenschaftlerinnen. Die oft etwas älteren Einsteiger würden «allzu schnell als vollwertige Pflegekräfte eingesetzt».
Die Studienautorinnen forderten mehr Zeit und mehr Ressourcen für die Integration der Neuzugänge. Die Pflegebetriebe könnten dazu etwa mehr Praxisanleiter und Berufstrainer einsetzen. Zudem müssten die Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse beschleunigt werden, damit die zugezogenen Fachkräfte schnell gemäss ihren Qualifikationen eingesetzt werden können.
Eine schnellere Anerkennung von Abschlüssen ist Teil der Fachkräfteoffensive der Bundesregierung. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll am 1. März 2020 in Kraft treten, gerade die Pflegebranche verspricht sich davon mehr Personal aus dem Ausland.