Die Stiko hat bisher keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ausgesprochen - das fordern nun aber Politikerinnen und Politiker. Die Impfkommission kritisiert das als «kontraproduktiv».
«Unnötiger Druck muss vermieden werden»: Virologe Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission, wehrt sich gegen die Forderung aus der Politik, die bisher ausstehende Impf-Empfehlung für Kinder und Jugendliche zu überprüfen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
«Unnötiger Druck muss vermieden werden»: Virologe Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission, wehrt sich gegen die Forderung aus der Politik, die bisher ausstehende Impf-Empfehlung für Kinder und Jugendliche zu überprüfen. Foto: Kay Nietfeld/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Debatte um Corona-Impfungen für Kinder wehrt sich die Ständige Impfkommission (Stiko) gegen Einmischung von aussen.

«Die Stiko ist im Gesetz bewusst als unabhängige Kommission angelegt. Die laute Einmischung der Politik ist kontraproduktiv und nützt niemandem», schrieb Stiko-Chef Thomas Mertens der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. Zuvor hatte SPD-Chefin Saskia Esken die Ständige Impfkommission aufgefordert, ihre Haltung zur Impfung von Jugendlichen zu überdenken. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) äusserte sich in diese Richtung.

«Es gehört zur ständigen Aufgabe der Stiko, Empfehlungen zu überprüfen (nicht nur bei Corona), es bedarf dazu keiner Aufforderung von Politikern», so Mertens.

«Dies erfordert Zeit und Sorgfältigkeit»

Eine Aktualisierung der Impfempfehlung könne es erst geben, wenn aussagekräftige Daten zum Risiko durch die Impfung und zum Risiko durch Delta vorliegen. «Dies erfordert Zeit und Sorgfältigkeit für die Sammlung der Daten, Analyse und Bewertung und Konsensbildung.» Mertens betonte: «Unnötiger Druck muss vermieden werden, um eine Überlastung zu vermeiden.»

Die Stiko hat bisher keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes und chronischen Lungenerkrankungen. Das Gremium begründete seine Empfehlung unter anderem damit, dass das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung für diese Altersgruppe gering sei.

Auch ohne generelle Stiko-Empfehlung sind Kinder und Jugendliche ab zwölf in die deutsche Impfkampagne eingebunden, können also unabhängig von Vorerkrankungen geimpft werden. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) handelt es sich um eine individuelle Entscheidung von Eltern mit ihren Kindern und den Ärztinnen und Ärzten.

Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es bislang keinen zugelassenen Impfstoff.

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