Stiko-Vorsitzender räumt Versäumnisse bei Booster-Impfempfehlung ein

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Deutschland,

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat Versäumnisse bei Entscheidungen seines Gremiums zu den Corona-Auffrischungsimpfungen eingeräumt.

Spritze mit Biontech-Impfstoff
Spritze mit Biontech-Impfstoff - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Mertens: Bestimmte Entscheidungen zu spät getroffen.

«Aus heutiger Perspektive» habe die Stiko bestimmte Entscheidungen zu spät getroffen, sagte Mertens dem ARD-Politikmagazin «Panorama», das am Donnerstagabend ausgestrahlt wird. Rückblickend sagte Mertens, es wäre «wahrscheinlich günstiger gewesen, mit dem Boostern früher anzufangen».

Zu der Arbeitsweise der Stiko sagte der emeritierte Ulmer Virologe, dass er und seine Kollegen zunächst «definieren, welche Daten brauchen wir, um zu einer Empfehlung kommen zu können». Wenn dies festgelegt sei, müssten die entsprechenden Daten erhoben und erarbeitet werden. «Und wenn diese Daten vorliegen, dann fängt die Stiko an, diese Daten zu diskutieren.»

Mertens beklagte, dass die Stiko stellenweise von der Politik alleingelassen worden sei. «In der Situation einer Pandemie hätte man eine bessere Personalausstattung sicher gut gebrauchen können», sagte er.

Die Stiko hatte Corona-Impfungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen deutlich später bekanntgegeben als vergleichbare Gremien in anderen Ländern. So hatte die Kommission noch bis 10. September keine Impfung von Schwangeren empfohlen, und auch bei der Impfempfehlung für Zwölf- bis 17-Jährige liess sie sich Zeit. Booster-Impfungen empfahl die Stiko zunächst nur für Menschen ab 70 Jahre, erst Mitte November folgte die allgemeine Empfehlung für alle Erwachsenen.

Der frühere Leiter des israelischen Impfprogramms, Ronnie Gamzu, äusserte in «Panorama» völliges Unverständnis für die langsame Entscheidungsfindung der Stiko zur Booster-Impfung. «Es gab keine wissenschaftliche Basis dafür zu sagen, die Auffrischimpfung bringe nur den Über-65- oder Über-70-Jährigen etwas», sagte er.

Mertens sagte dazu, der Vergleich mit Israel sei «an vielen Punkten nicht möglich». Zugleich räumte er ein, dass die Umsetzung der Impfkampagne in Deutschland Auswirkungen auch auf die Stiko-Empfehlungen gehabt hätten.

Zwar sei die Beschaffung und Verteilung von Impfstoffen gar nicht Aufgabe der Stiko, betonte Mertens. Dass es zunächst nur eine Booster-Empfehlung für Menschen ab 70 Jahren gab, habe aber auch daran gelegen, dass «nicht absehbar war, dass wir in unserer Bevölkerung so schnell wie in Israel eine Durchimpfung vornehmen können». Die Stiko-Empfehlung habe deshalb darauf abgezielt, «auf jeden Fall zunächst die Menschen (zu) schützen, die auch ein hohes Risiko für schwere Erkrankung haben».

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