Steinmeier ruft in Hanau zu Zivilcourage und Zusammenhalt auf
In einer Gedenkansprache nach dem Anschlag von Hanau hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu gesellschaftlichem Zusammenhalt und Zivilcourage aufgerufen.

Das Wichtigste in Kürze
- Bundespräsident hält Gedenkansprache an Ort des Anschlags.
«Wir stehen als Gesellschaft zusammen, wir lassen uns nicht einschüchtern, wir laufen nicht auseinander», sagte er am Donnerstagabend vor mehreren tausend Bürgern auf dem Hanauer Marktplatz. Die Gesellschaft müsse «einig sein gegen Hass, Rassismus und Gewalt».
Steinmeier rief die Bürger zu gelebter Rücksichtnahme und Solidarität auf. Dies sei das «stärkste Mittel gegen den Hass», sagte er. «Halten wir dagegen, wenn Einzelnen oder Minderheiten in unserem Land die Würde genommen wird», mahnte er. «Achten wir auf unsere Sprache in der Politik, in den Medien, überall in der Gesellschaft.» Den Anschlag von Hanau bezeichnete er als einen «brutalen Akt terroristischer Gewalt».
Zuvor hatte der Bundespräsident die beiden Bars besucht, die am Vorabend zum Ziel des Anschlags geworden war. Er legte einen Kranz nieder. Nach Steinmeiers Angaben versammelten sich am Donnerstagabend in mehr als 50 deutschen Städten Menschen zu Mahnwachen. In Hanau waren es nach Polizeiangaben rund 5000 Menschen.
Auch in Berlin versammelten sich am Brandenburger hunderte Menschen zu einer Mahnwache, wie eine AFP-Reporterin beobachtete. Zahlreiche Politiker nahmen teil: SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und Parteichefin Saskia Esken trauerten gemeinsam mit FDP-Chef Christian Lindner und Generalsekretärin Lina Teuteberg um die Opfer.
Auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak nahm an dem Gedenken teil, ebenso wie der Anwärter auf den CDU-Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur Norbert Röttgen. Von den Grünen kamen Parteichefin Annalena Baerbock, Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sowie Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth. Klingbeil rief zu einer Gedenkminute auf.
Bei dem offenbar rechtsradikal motivierten Schusswaffen-Angriff auf zwei Bars in Hanau waren am Mittwochabend neun Menschen getötet worden. Der 43-jährige mutmassliche Täter wurde später ebenso wie seine Mutter in seiner Wohnung tot aufgefunden.
Der Tatverdächtige hinterliess nach Angaben von Generalbundesanwalt Peter Frank auf seiner Internetseite «Videobotschaften und eine Art Manifest». Diese wiesen neben «wirren Gedanken und abstrusen Verschwörungstheorien eine zutiefst rassistische Gesinnung» auf.