Italiens früherer Ministerpräsident Silvio Berlusconi (†86) sorgte stets für kuriose Momente – und besudelte zugleich seine Karriere mit allerlei Skandalen.
Silvio Berlusconi
Silvio Berlusconi wurde in den Sexskandalen freigesprochen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Silvio Berlusconi (†86) sorgte immer wieder für Kontroverse.
  • Mit seinen etlichen Skandalen landete er immer wieder in den Schlagzeilen.
  • Insbesondere sein Steuerbetrug und die Bunga-Bunga-Affäre gaben zu reden.

Für all die Höhen und Tiefen, Triumphe und Pleiten, Skandale und Errungenschaften, Abstürze und Comebacks reicht ein Politikerleben eigentlich kaum aus.

Silvio Berlusconi war Schnulzensänger auf einem Kreuzfahrtschiff, Immobilien- und Medientycoon, Fussball-Funktionär, Parteigründer, Ministerpräsident, verurteilter Steuerbetrüger – und trotz aller Eklats und Fauxpas für einige Italiener bis zum Schluss ein Held.

Am Montag ist Berlusconi im Alter von 86 Jahren in einem Spital in Mailand gestorben.

Sex-Skandale und Finanzkrise

Der Politiker war viermal Regierungschef, insgesamt kam er dabei auf mehr als neun Jahre im Palazzo Chigi. So lange war kein anderer in der italienischen Republik seit 1946 Ministerpräsident.

Mit etlichen Skandalen und Justizverfahren besudelte er sich selbst aber auch das politische Erbe. Vor allem die sogenannte Bunga-Bunga-Affäre rund um Partys mit teils minderjährigen Frauen in seiner Privatvilla wird auch in der Erinnerung der Italiener und im Ausland immer mit dem «Cavaliere» (Ritter) genannten Politiker verbunden bleiben.

Berlusconi Putin
Silvio Berlusconi und Wladimir Putin am 11. September 2015 auf der Krim-Halbinsel. «Putin wurde von der russischen Bevölkerung, von einer Partei, von seinen Ministern gedrängt, sich diese Spezialoperation auszudenken», findet Silvio Berlusconi.
Silvio Berlusconi
Der verstorbene Politiker schaffte es immer wieder in die Schlagezeilen.
Silvio Berlusconi
Für einige war Berlusconi ein Held, andere konnten ihn nicht ausstehrn.

Noch wuchtiger als alle Sexskandale war die Finanzkrise, wegen der Italien just unter Ministerpräsident Berlusconi an den Rand des Staatsbankrotts schlitterte. Auf Druck internationaler Partner – und auch von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel – musste er Ende 2011 zurücktreten.

Eine weitere Demütigung folgte 2013, als er wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde. Er wurde aus dem Parlament und in den Jahren danach grundsätzlich von politischen Ämtern ausgeschlossen.

Erst zur Europawahl 2019 durfte er wieder antreten und schaffte den Einzug in das EU-Parlament. Dort blieb er bis Oktober 2022, als er in den italienischen Senat – die kleinere der zwei Parlamentskammern – gewählt wurde. Den Traum, Staatspräsident zu werden, hatte er Anfang 2022 begraben müssen.

Berlusconi sorgte für etliche empörende Momente

Berlusconi sorgte in seiner langen Karriere für etliche teils kuriose, teils empörende Momente: 2003 schlug er den damaligen stellvertretenden Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, Martin Schulz, scherzhaft für eine Rolle als KZ-Aufseher in einem Film vor.

2009 brüskierte er Merkel beim Nato-Gipfel in Kehl, als er aus dem Auto stieg und dann mit dem Handy am Ohr minutenlang am Rheinufer entlang spazierte, statt die verblüffte Gastgeberin zu begrüssen.

Berlusconi
Berlusconi wurde wegen Steuerhinterziehung schuldig gesprochen. - keystone

Den Spielern seines neuen Vereins AC Monza versprach er Ende 2022 bei einer Weihnachtsfeier einen Bus voller Prostituierter, wenn diese gegen Topteams wie Juventus oder Milan gewinnen.

Seine Freundin Marta Fascina – die mehr als 20 Jahre jünger ist als Berlusconis Kinder aus erster Ehe – sass dabei direkt neben dem feixenden Vereinspatron.

2010 hatte Silvio Berlusconi am Rande eines EU-Gipfels einmal so sein Lebensmotto formuliert: «Ich bin ein fröhlicher Mensch, ich liebe das Leben und die Frauen. Niemand wird mich dazu bringen, meinen Lebensstil zu ändern, ich bin stolz darauf.»

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