Die Pipeline Nord Stream 2 kann wegen Sanktionen der USA aktuell nicht fertiggestellt werden. Nun sucht Russland nach einem Spezialschiff.
Nord Stream 2
Der Bau von Nord Stream 2 ist eigentlich weit vorangeschritten. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • 160 Kilometer fehlen noch, damit die Ostseepipeline Nord Stream 2 fertig wäre.
  • Wegen Sanktionen der USA hat auch eine Schweizer Firma die Arbeit niedergelegt.
  • Russland spricht von einem «Wirtschaftskrieg» der Vereinigten Staaten.

Russland sucht nach dem Stopp der Bauarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 2 zur Fertigstellung der letzten 160 Kilometer nach einem Spezialschiff für die Verlegung der Röhren.

Am ehesten sei es wohl möglich, die «Akademik Tscherski» aus dem äussersten Osten Russlands in die Ostsee zu bringen, berichtete die Staatszeitung «Rossijskaja Gaseta» heute Dienstag. Das Schiff könne erst in einem Monat dort sein. US-Sanktionen hatten zu einem Stopp der Bauarbeiten geführt. Die Leitung kostet fast zehn Milliarden Euro (10,9 Milliarden Franken).

Schweizer Firma stellt Arbeit ein

Die Schweizer Firma Allseas, die im Auftrag des Konsortiums Nord Stream 2 mit Spezialschiffen die Röhren in der Ostsee verlegte, hatte die Arbeiten wegen der Sanktionen eingestellt. Rund 2300 Kilometer sind bereits verlegt. Weltweit im Internet abrufbare Schiffsradare zeigten heute Dienstag, dass das etwa von Allseas eingesetzte Schiff «Solitaire» auf dem Weg in Richtung Rügen war. Es war unklar, ob die Firma irgendwann wieder die Arbeiten aufnimmt.

Allseas
Das Verlegeschiff «Audacia» des Schweizer Offshore-Dienstleisters Allseas verlegt in der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Gaspipeline Nord Stream 2. - Keystone

Russland lotet deshalb andere Möglichkeiten aus. Die «Akademik Tscherski» lag zuletzt im fernöstlichen Hafen Nachodka im Japanischen Meer. Das vor Rügen liegende Schiff «Fortuna» ist nach russischen Angaben zwar in ufernahen Zonen einsetzbar, aber nicht in den Ostsee-Tiefen.

Kauf eines asiatischen Schiffs möglich

Die russische Schiffbauholding OSK teilte mit, dass es Jahre dauern würde, ein leistungsfähiges Schiff zu projektieren und neu zu bauen. Staatsmedien in Moskau berichteten, dass ein solches Schiff von China oder einem anderen asiatischen Land gekauft werden könne.

Die von den Sanktionen verursachten Mehrkosten für den Fertigbau bezifferten Moskauer Analysten in der Zeitung «Nesawissimaja Gaseta» auf einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag. Der Bau verzögert sich nach russischen Regierungsangaben um mehrere Monate. Ursprünglich sollte die Leitung Ende dieses Jahres fertig sein.

«Wirtschaftskrieg» gegen Russland – mit Gegensanktionen

Die USA führten mit ihren Sanktionen einen «Wirtschaftskrieg», sagte die Chefin des russischen Föderationsrates, Valentina Matwijenko, heute Dienstag. Es sei absurd, dass das Land gegen ein Infrastrukturprojekt in Europa vorgehen könne. Russland hatte Gegensanktionen angekündigt.

Die USA sehen ihr Vorgehen dagegen im Einklang mit europäischen Interessen. Sie warnen vor einer zu grossen Abhängigkeit von russischem Gas. Mehrere EU-Staaten und die Ukraine sind gegen die Pipeline. Die USA wiederum stehen in der Kritik, sie wollten ihr eigenes, teuer produziertes Flüssiggas in Europa verkaufen.

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