Die Proteste gegen die Politik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron sind am Wochenende mehrfach in Gewalt umgeschlagen.
Emmanuel Macron
Emmanuel Macron - POOL/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als 50 Festnahmen bei «Gelbwesten»-Demonstration in Paris.

Bei neuen Demonstrationen der «Gelbwesten» in Paris kam es zu Ausschreitungen, die Polizei nahm 59 Teilnehmer fest. Zuvor versuchten rund 30 Regierungsgegner, ein Theater in der französischen Hauptstadt zu stürmen, im dem sich Macron eine Vorstellung ansah. Derweil ging die Beteiligung an den Streiks gegen die geplante Rentenreform nach mehreren Wochen zurück.

Im Norden von Paris gab es am Samstag nach einem Aufruf der «Gelbwesten» erneut Proteste gegen die Rentenreform. Einige tausende Menschen zogen durch die Strassen und riefen gegen Präsident Macron und gegen die Polizei gerichtete Parolen. Die Polizei ging vereinzelt mit Tränengas gegen die Protestierenden vor. Bis zum Nachmittag wurden 59 Menschen vorläufig festgenommen.

Ein Zwischenfall bei den Protesten schürte die zuletzt wieder lauter gewordene Kritik an mutmasslicher Polizeigewalt. Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigten einen jungen Mann mit blutüberströmtem Gesicht, der von Sicherheitskräften festgenommen und geschlagen wurde.

Die Wut von Regierungsgegnern hatte Präsident Macron auch während eines Theaterbesuchs am Freitagabend im Norden von Paris erfahren. Rund 30 Demonstranten versuchten in das Theater einzudringen, in dem der Präsident zusammen mit seiner Frau Brigitte Macron eine Vorstellung besuchte, wie aus dem Umkreis des Paares verlautete. Nach Angaben der Pariser Polizeipräfektur wurden die Demonstranten jedoch aufgehalten.

Die Demonstranten waren nach eigenen Angaben durch Twitter-Botschaften auf den Theaterbesuch des Staatschefs aufmerksam geworden. Der Journalist und Aktivist Taha Bouhafs, der drei Reihen hinter Macron in der selben Vorführung sass, twitterte Fotos des Präsidenten aus dem Theatersaal. Er wurde noch in der Nacht in Polizeigewahrsam genommen. Erst am späten Samstagabend kam Bouhafs nach Angaben seines Anwalts wieder auf freien Fuss. Anklage gegen ihn wurde nicht erhoben.

Die jüngste Aktion der Demonstranten stiess auf scharfe Kritik. Wirtschafts-Staatssekretärin Agnès Pannier-Runacher warf den Aktivisten eine «undemokratische» Haltung vor. Auch die Rechtspopulistin Marine Le Pen verurteilte den Vorfall, warf aber zugleich der Regierung vor, soziale Spannungen zu schüren.

Auch eine Streikaktion vor dem Pariser Louvre hatte am Freitag die Gemüter erhitzt. Dutzende Gewerkschaftsmitglieder blockierten aus Protest gegen die Rentenreform den Haupteingang und hinderten Besucher am Eintritt. Am Samstag öffnete das Museum schliesslich wieder seine Tore.

Derweil zeichnete sich eine Abschwächung des Streiks im öffentlichen Verkehr nach mehr als sechs Wochen ab. Der Grossteil der Pariser Metros soll von Montag an vorerst wieder normal verkehren. Die U-Bahnfahrer stimmten mehrheitlich für eine Aussetzung des Streiks, wie die Gewerkschaft Unsa am Samstag mitteilte. Die Gewerkschaft sei aber weiterhin «entschlossen, den Kampf fortzusetzen». Für den 24. Januar sind demnach wieder grössere Streik-Aktionen gegen die Rentenreform geplant. An diesem Tag soll das Gesetzesvorhaben in den Ministerrat eingebracht werden.

Die Rentenreform ist eines der zentralen Wahlkampfversprechen Macrons. Er will die mehr als 40 Rentensysteme vereinheitlichen. Die Gewerkschaften fürchten massive Einschnitte für viele Berufsgruppen und machen seit Monaten dagegen mobil.

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