Insgesamt 428 Männer und 60 Frauen aus der Medienbranche sitzen laut Reporter ohne Grenzen momentan im Gefängnis. Hauptverantwortlich sind drei Regierungen.
Mitarbeiter und Aktivisten von Reporter ohne Grenzen während einer Protestaktion. Foto: Gregor Fischer/dpa
Mitarbeiter und Aktivisten von Reporter ohne Grenzen während einer Protestaktion. Foto: Gregor Fischer/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Stand 1. Dezember sassen laut Reporter ohne Grenzen 488 Journalisten im Gefängnis.
  • Das sind so viele, wie noch nie zuvor.
  • Hauptverantwortlich für den Anstieg seien Belarus, Myanmar und China.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat weltweit noch nie so viele inhaftierte Journalisten gezählt wie in diesem Jahr. Hauptverantwortliche für den Anstieg seien die Regierungen in Belarus, Myanmar und China.

Mit Stand zum 1. Dezember sassen laut RSF insgesamt 488 Medienschaffende im Gefängnis, nur weil sie ihre Arbeit getan haben. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 20 Prozent.

428 Männer und 60 Frauen aus der Medienbranche seien eingesperrt. Das schreibt die Reporter-Organisation in ihrer Jahresbilanz der Pressefreiheit vom Donnerstag.

Myanmar, Belarus und China im Fokus

«Dieser aussergewöhnliche Anstieg willkürlicher Inhaftierungen ist hauptsächlich auf drei Länder zurückzuführen. Deren Regierungen stehen dem Wunsch ihrer Bürger nach Demokratie gleichgültig gegenüber», schreiben die Autoren der Studie.

In Myanmar, wo das Militär am 1. Februar 2021 durch einen Putsch die Macht zurückerobert habe, sässen aktuell 53 Journalisten im Gefängnis. Vor einem Jahr waren es noch zwei gewesen.

Reporter ohne Grenzen
Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht die Schweiz auf Platz 10. - Keystone

In Belarus, wo Präsident Alexander Lukaschenko im August 2020 seine umstrittene Wiederwahl erreichte, sitzen nun 32 Journalisten hinter Gitter. Vor einem Jahr waren es sieben. Auch die zunehmende Kontrolle Chinas über Hongkong habe zu einer Verschärfung der Lage geführt: Dort sei das nationale Sicherheitsgesetz als Vorwand für die Inhaftierung von derzeit mindestens zehn Journalisten genutzt worden. Zuvor sei Hongkong durch seinen Sonderstatus noch ein regionales Vorbild für die Achtung der Pressefreiheit gewesen.

Reporter ohne Grenzen: Viele Frauen unter Inhaftierten

Der Frauenanteil unter den inhaftierten Medienschaffenden hat sich laut RSF seit 2017 fast verdoppelt. Waren es damals noch rund 6,6 Prozent, sind es inzwischen 12,30 Prozent. Insgesamt seien seit Beginn der RSF-Zählung noch nie so viele Frauen wegen journalistischer Arbeit eingesperrt gewesen. Belarus hat sogar mehr weibliche als männliche Medienleute in seinen Gefängnissen: 15 Männer, 17 Frauen.

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Reporter ohne Grenzen. (Symbolbild) - AFP/Archiv

Die meisten Gefangenen, die wegen Arbeit für die Presse festgenommen wurden, hat China mit 127. Es folgen Myanmar mit 53, Vietnam mit 43, Belarus mit 32 und Saudi-Arabien mit 31. Reporter ohne Grenzen griff einige Fälle als besonders besorgniserregend heraus.

Zu ihnen zählt der Wikileaks-Gründer Julian Assange. Ihm drohen im Falle einer Auslieferung in die USA bei einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft.

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