In Ungarn wurde ein Buchhändler mit einer Rekordstrafe von rund 30'800 Franken wegen eines LGBTI-Jugendbuches gebüsst. Dagegen will sich Lira nun wehren.
LGBTQ+-Flagge
LGBTQ+-Flagge wurde vor der ungarischen Botschaft in den Niederlande aufgehängt. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein ungarischer Buchhändler erhält eine Rekordstrafe von rund 30'800 Franken.
  • Der Grund dafür ist ein LGBTI-Jugendbuch, welches ausgestellt wurde.
  • EU-Kommission verklagt Ungarn wegen Einschränkung der Informationsrechte von Jugendlichen.

Das Regierungsamt der Hauptstadt Budapest hat eine ungarische Buchhandelskette mit einer Geldstrafe in Höhe von 12 Millionen Forint belegt. Umgerechnet entspricht das über 30'800 Franken. Das, aufgrund eines Comic-Buchs für Jugendliche mit LGBTI-Thematik. Dies bestätigte der Kreativ-Direktor des Buchvertriebs Lira, Krisztian Nyary, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

«Das ist die höchste Strafe, die je gegen ein Buchhandelsunternehmen in Ungarn verhängt wurde», sagte Nyary. Die Abkürzung LGBTI steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und andere nicht-heterosexuelle Menschen.

Das ungarische Kinderschutzgesetz

Seit zwei Jahren gilt in Ungarn ein sogenanntes «Kinderschutzgesetz», das Homosexualität fälschlicherweise mit Pädophilie gleichsetzt. Bücher, die Homosexualität, Transsexualität und Geschlechtsanpassungen ansprechen, dürfen nicht in der Abteilung für Jugendbücher angeboten werden. Darunter fallen auch Bücher, die «Sexualität aus Selbstzweck» in irgendeiner Weise ansprechen.

Sie müssen in Folie verpackt werden, damit darin nicht geblättert werden kann. Derartige Inhalte dürfen dem Gesetz nach Menschen unter 18 Jahren nicht zugänglich gemacht werden.

Die Strafe bezieht sich auf das Jugend-Comicbuch «Heartstopper» von Alice Oseman, von dem Lira eine ungarische Übersetzung im Angebot hat. Das für Jugendliche ab 14 Jahren empfohlene Buch handelt von zwei Teenager-Jungen, die sich ineinander verlieben.

Der Kampf gegen den Strafbescheid

Lira werde den Strafbescheid mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen, sagte Nyary. Bisher habe man keine Bücher mit LGBTI-Thematik abgesondert verkauft und in Folie verpackt. «Wir hielten dieses Gesetz mit seinen allgemeinen Bestimmungen für unanwendbar», so Nyary. «Zwei Jahre ist auch nichts passiert.»

Ungarns grösste Buchhandelskette, Libri, begann in den vergangenen Tagen, Bücher, die unter das Anti-LGBTI-Gesetz fallen könnten, in Folie zu verpacken. Vor wenigen Wochen hat eine regierungsnahe Stiftung einen Mehrheitsanteil an dem Unternehmen erworben.

Anti-LGBTQ+-Gesetz
Protest in den Niederlanden gegen das Anti-LGBTQ+-Gesetz. (Archivbild) - keystone

Die EU-Kommission hatte Ungarn Ende vergangenen Jahres wegen des sogenannten «Kinderschutzgesetz» vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Unter anderem sieht sie die Informationsrechte von Jugendlichen eingeschränkt, was gegen EU-Grundrechte verstossen würde.

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