Aktuell wird der schwere Zugunfall in Griechenland untersucht. Die Regierung will «Himmel und Erde» in Bewegung setzen, um die Sicherheit zu verbessern.
Mitsotakis (M.) kurz nach Zugunglück am Unfallort
Mitsotakis (M.) kurz nach Zugunglück am Unfallort - GREEK PRIME MINISTER'S PRESS OFFICE/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das schwere Zugunglück in Griechenland forderte 57 Todesopfer.
  • Die Regierung hat bei der Untersuchung «absolute Transparenz» zugesichert.
  • Regierungschef Mitsotakis hat zudem «sofortige Massnahmen» versprochen.

Nach erneuten Massenprotesten wegen eines Zugunglücks mit 57 Toten hat der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis «absolute Transparenz» bei den Aufklärungsbemühungen zugesichert.

Bei der Untersuchung des Unfalls von Ende Februar gehe es darum, «Fehler aufzudecken», sagte Mitsotakis am Donnerstag in Athen bei der ersten Sitzung seines Kabinetts seit dem schlimmsten Zugunglück in Griechenlands Geschichte. Er versprach «sofortige Massnahmen, um die problematische Situation im Bahnverkehr zu verbessern».

Er werde «Himmel und Erde» in Bewegung setzen, um die Sicherheitssysteme im Bahnverkehr zu verbessern, sagte der Ministerpräsident. «Wir sind alle verantwortlich dafür, wir müssen den Mut haben, das zuzugeben», sagte Mitsotakis mit Blick auf das Zugunglück.

Griechenland
Bei einem Zugunglück in Griechenland starben mindestens 57 Menschen. - keystone

Auf der Bahnstrecke zwischen Athen und Thessaloniki waren am 28. Februar kurz vor Mitternacht ein Personenzug und ein auf demselben Gleis entgegenkommender Güterzug frontal zusammengestossen. 57 Menschen starben, einige weitere Menschen wurden verletzt. Es war das schwerste Zugunglück in der Geschichte des Landes.

Viele protestieren gegen Vorgehen der Politik

Ein Bahnhofsvorsteher, der eingeräumt hatte, die Umleitung der Züge versäumt zu haben, wurde festgenommen und angeklagt. Medienberichten zufolge hatte der 59-Jährige den Posten erst 40 Tage inne, nachdem er zuvor ein dreimonatiges Training absolviert hatte. Bis zu dem Unglück arbeitete er offenbar vier Tage lang alleine auf dem Bahnhof, obwohl es sich um ein verlängertes Feiertagswochenende mit starkem Zugverkehr handelte.

Der Umgang der Politik mit der Tragödie löste in Griechenland heftige und teils gewaltsame Proteste aus. Am Mittwoch fanden mit landesweit zehntausenden Teilnehmern die bislang grössten Demonstrationen statt.

Viele Griechen werfen der Regierung vor, die Verantwortung auf den Bahnhofsvorsteher zu schieben. Für sie ist das Unglück die Konsequenz jahrelanger Sparpolitik sowie der Misswirtschaft bei der Bahn. Die Bahngewerkschaften erinnerten daran, dass sie schon lange vor der Katastrophe vor technischen Mängeln gewarnt hatten.

Menschen versammeln sich während einer Demonstration vor dem griechischen Parlament. Tausende Menschen protestieren seit dem schweren Zugunglück, der wegen falscher Weichenstellung in der Nacht zum Mittwoch (01.03.2023) mit einem Güterzug kollidierte. Auf dem Transparent steht «Es war kein menschliches Versagen». Foto: Yorgos Karahalis/AP
Menschen versammeln sich während einer Demonstration vor dem griechischen Parlament. Tausende Menschen protestieren seit dem schweren Zugunglück, der wegen falscher Weichenstellung in der Nacht zum Mittwoch (01.03.2023) mit einem Güterzug kollidierte. Auf dem Transparent steht «Es war kein menschliches Versagen». Foto: Yorgos Karahalis/AP - sda - Keystone/AP/Yorgos Karahalis

Verkehrsminister Kostas Karamanlis trat nur wenige Stunden nach dem Unglück zurück. Mitsotakis entschuldigte sich bei den Angehörigen der Opfer. Später forderte der konservative Regierungschef den Obersten Gerichtshof auf, der juristischen Aufarbeitung des Unglücks «oberste Priorität» einzuräumen.

In Griechenland stehen demnächst Parlamentswahlen an. In den Medien wird nun spekuliert, dass der eigentlich für April geplante Urnengang um einen Monat verschoben werden könnte.

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