Radikale Texte dominieren letzten Lesetag des Bachmann-Wettbewerbs
Radikal gestaltete Texte über generationsübergreifendes Trauma haben die Jury am letzten Tag des Wettlesens um den Ingeborg-Bachmann-Preis gefesselt.

Das Wichtigste in Kürze
- In Klagenfurt (Ö) wird aktuell der renommierte Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben.
- Am letzten Lesetag dominierten radikale Texte das Wettlesen.
- Am Sonntag werden dann die Gewinner bekannt gegeben.
Yevgeniy Breyger dehnte im österreichischen Klagenfurt die Schilderung eines Krankenhausbesuchs nach dem Schlaganfall des Vaters wie mit einer Zeitlupe aus. Darin flocht der Dichter die Geschichte eines nach Sibirien verschleppten und lebendig begrabenen Urgrossvaters ein. «Man merkt, dass hier ein unerhört behutsames Sprachgefühl im Hintergrund steht», lobte Juror Thomas Strässle.
Leupi vertritt Schweiz
Laura Leupi aus Zürich präsentierte ein «Alphabet der sexualisierten Gewalt». Zwischen Essay und persönlichen Offenbarungen wechselnd erzählte Leupi auch die Geschichte einer in ein Zwangsarbeitslager deportierten Ururgrossmutter. «Das ist ein ganz, ganz grosser Moment für mich gewesen», meinte Juror Klaus Kastberger nach Leupis dramatischem Vortrag.
Etwas weniger Anklang fanden am Samstag der Österreicher Mario Wurmitzer mit einer Kurzgeschichte: Sie dreht sich um einen Tiny-House-Bewohner und den aus Hannover stammende Deniz Utlu mit seiner Familiengeschichte.
Nach dem dreitägigen Wettlesen der zwölf Autorinnen und Autoren werden am Sonntag zum Schluss der 47. Tage der deutschsprachigen Literatur mehrere Preise vergeben: Allen voran der mit 25'000 Euro dotierte Hauptpreis, der an die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) erinnert. Im Vorjahr gewann ihn die aus Slowenien stammende Autorin Ana Marwan.