Prozess nach Weihnachtsmarkt-Anschlag startet in Magdeburg
Fast ein Jahr nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat der Prozess gegen den Angeklagten Taleb al-Abdulmohsen begonnen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Magdeburg startet der Prozess gegen den Weihnachtsmarkt-Attentäter von 2024.
- Der Angeklagte sitzt aus Sicherheitsgründen in einer gesicherten Glaskabine.
- Der Grossprozess soll bis März 2026 dauern und rund 50 Verhandlungstage haben.
Konzentriert richten sich die Blicke auf den Mann in einer extra gesicherten Glaskabine, während die Anklage den Verlauf und die Folgen seiner Todesfahrt nachzeichnet.
Fast elf Monate nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt mit sechs Toten und mehr als 300 Verletzten hat der Prozess gegen Taleb al-Abdulmohsen vor dem Landgericht der Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt unter starken Sicherheitsvorkehrungen begonnen.

Fotografen hielt der Angeklagte einen Laptop entgegen, auf dem Bildschirm stand «#MagdeburgGate» und «Sept. 2026». Was dies bedeuten soll, war zunächst unklar.
Äusserlich regungslos verfolgte der Mann mit langem, grau melierten Bart dann in seiner Glasbox die Verlesung der Anklage.
Angeklagter sitzt hinter schusssicheren Scheiben
Erfolglos kritisierte der Verteidiger den Sitzplatz hinter schusssicheren Scheiben. Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg betonte, der Platz sei wichtig zum Schutz des Angeklagten, er solle so vor möglichen Racheakten geschützt werden.

Der 51-Jährige, der als Arzt im Massregelvollzug mit psychisch kranken Straftätern arbeitete, war kurz vor Weihnachten mit einem Mietwagen über den Weihnachtsmarkt gerast.
Die Anklage wirft ihm unter anderem vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten Mord in 338 weiteren Fällen vor. Oberstaatsanwalt Matthias Böttcher vollzog in der Anklage den Weg des Angeklagten über den Weihnachtsmarkt nach.
«Vermeintlich persönliche Frustration»
Aus einer «vermeintlich persönlichen Frustration» heraus sei es dem Beschuldigten darum gegangen, eine «möglichst grosse Menge von Personen» zu erfassen.

Der Todesfahrer überfuhr Menschen, andere wurden angefahren oder von herumfliegenden Gegenständen oder Personen getroffen. Teils liess sich das laut Generalstaatsanwaltschaft nicht mehr genau nachvollziehen.
Kinder waren ebenso unter den Opfern wie Frauen und Männer.
Sechs Tote und über 300 Verletzte nach Vorfall
Am Ende starben sechs Menschen – fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren sowie ein neunjähriger Junge. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt oder traumatisiert.
Rund 180 Betroffene und Hinterbliebene treten bislang als Nebenkläger auf, vertreten durch etwa 40 Anwälte.
Grossverfahren in Magdeburg startet
Das Verfahren gehört zu den grössten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zum Prozessauftakt reisten zahlreiche Medienvertreter aus dem In- und Ausland nach Magdeburg an.
Das Landgericht Magdeburg hat bis zum 12. März 2026 zunächst knapp 50 Verhandlungstage angesetzt.














