«Osmanen Germania»-Gang: Riesiges Polizeiaufgebot bei Prozessbeginn
Ein grosses Polizeiaufgebot mit Hunderten Polizisten und Hubschraubern sichert in Stuttgart den ersten Prozesstag: Vor Gericht stehen acht Anführer der türkisch-nationalistischen Strassengang «Osmanen Germania».
Das Wichtigste in Kürze
- In Stuttgart stehen acht Mitglieder der Strassengang «Osmanen Germania» vor Gericht.
- Ein massives Polizeiaufgebot schützt die die Gangoberhäupter.
- Den Angeklagten wird versuchter Mord, versuchter Totschlag, Körperverletzung, Zuhälterei, Erpressung usw. vorgeworfen.
Um das Gefängnis in Stammheim sind Strassenkontrollen aufgebaut, Hunderte Polizisten sind im Einsatz, Hubschrauber kreisen über dem Justizgebäude. Strikte Kontrollen der gut 120 Zuschauer verzögern den Prozessstart um zwei Stunden. Grüppchenweise werden meist komplett schwarz gekleidete Anhänger der Angeklagten unter Polizeischutz durch den Ort geführt. Im Saal wird aus Sicherheitsgründen auf die Verlesung der Adresse des «Osmanen»-Chefs verzichtet. Die acht Angeklagten sitzen in acht verschiedenen Gefängnissen in Untersuchungshaft.

Unter diesen starken Sicherheitsvorkehrungen hat im Gerichtssaal am Gefängnis Stuttgart-Stammheim ein Prozess gegen die mutmasslichen Anführer der türkisch-nationalistischen Strassengang «Osmanen Germania BC» begonnen. Verantworten müssen sich seit Montag fünf Türken und drei Deutsche im Alter von 19 bis 46 Jahren, darunter auch der selbst ernannte «Weltpräsident» und sein Vize.
Brutale Gewalt gegen Abtrünnige
Ihnen wird eine Vielzahl von Gewalt- und anderen Delikten vorgehalten, mit denen vor allem die innere Ordnung der «Osmanen» aufrechterhalten werden sollte. Laut Anklage wurde ein Abtrünniger fast getötet. Der Prozess soll bis Januar 2019 gehen. Die Angeklagten müssten mit mehrjährigen Gefängnisstrafen rechnen, sagt die Staatsanwaltschaft.
Im Stuttgarter Prozess geht es um Strafaktionen gegen eigene Leute. Gangmitglieder sollen ein abtrünniges Mitglied schwer verletzt haben, weil dieser sich weigerte, gegen Kurden vorzugehen. Dem Abtrünnigen wurden Zähne ausgeschlagen, in den Oberschenkel geschossen, bis zur Bewusstlosigkeit getreten und dann die Patrone ohne Betäubung aus dem Bein geholt. Der Mann sei drei Tage gefesselt festgehalten worden, bis er fliehen konnte.
Keine Wohltätigkeitsorganisation
Der «Osmanen Germania Boxclub» wurde erst vor wenigen Jahren gegründet. Als Hochburgen der gut 400 Mitglieder gelten die Regionen Frankfurt, Stuttgart und Wuppertal. «Es ist mit Sicherheit nicht der Boxclub, als der er offiziell gegründet wurde. Es ist mit Sicherheit auch keine Wohltätigkeitsorganisation, die Jugendliche von der Strasse holt», beschreibt der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Sie seien als rockerähnliche Gruppierung einzustufen, mit einer strengen Hierarchie, in der man sich durch Straftaten nach oben arbeite.