OECD warnt: Fehlende Digitalisierung ist Gefahr für Deutschland
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnt vor den Folgen der Corona-Pandemie in Schulen Deutschlands.

Das Wichtigste in Kürze
- Schulschliessungen und fehlende Digitalisierung sind Gefahren in Deutschland.
- Für gute Lernergebnisse wären Schulen auf den Umgang mit digitalen Endgeräten angewiesen.
- Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss sind am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnt vor den Folgen der Corona-Pandemie für den Bildungsstandort Deutschland. Dies in ihrer am Dienstag vorgestellten Bildungsstudie. Schulschliessungen und fehlende Digitalisierung sind Gefahren in Deutschland.
Insbesondere lange Schulschliessungen seien insgesamt zwar notwendig gewesen, doch ihre Kosten «für die Einzelnen und die Gesellschaft sind sehr hoch». Vorteile sieht die OECD dagegen in vergleichsweise hohen Bildungsausgaben und einer starken beruflichen Bildung in Deutschland.
17-wöchige Schulschliessung während Lockdown
«Bis Ende Juni waren die Schulen in Deutschland effektiv 17 Wochen lang in der einen oder anderen Form geschlossen.» Dies teilte die Organisation mit – im Schnitt der OECD-Länder waren es demnach 14 Wochen. Schulen seien für erfolgreiche Lernergebnisse daher umso mehr auf den Umgang mit digitalen Endgeräten angewiesen. Doch «dies kann sich in Deutschland schwieriger gestalten», erklärte die OECD und verwies auch auf Nachholbedarf bei digitalen Lernplattformen.

Eine weitere Gefahr für die Schulen: «Wie in vielen anderen OECD-Ländern wird ein grosser Teil der Lehrkräfte in den nächsten zehn Jahren das Ruhestandsalter erreichen.» Davor warnte die Organisation. 2018 waren 41 Prozent der Primar- und Sekundarschullehrer in Deutschland über 50 Jahre alt, nur sieben Prozent waren unter 30.
Duale Bildungsgänge sind Stärke des Systems
Der hohe Anteil beruflicher Bildung und insbesondere dualer Bildungsgänge sei «eine der Stärken des deutschen Bildungssystems». Es werde «eine Schlüsselrolle in der Erholungsphase» nach der Pandemie spielen, erklärte die OECD weiter. Indes habe die betriebliche Aus- und Weiterbildung in der Krise «gleich doppelt zu leiden. Dies, da Abstandsregeln einerseits und Unternehmensschliessungen andererseits die Verbindung von Theorie und Praxis in vielen Ausbildungsgängen unmöglich machen».
Chancen der Digitalisierung müssen genutzt werden
Doch «insgesamt funktioniert die Abstimmung zwischen Bildung und Arbeitsmarkt gut und der Übergang ins Erwerbsleben klappt». So lobte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Jetzt gehe es darum, die entsprechenden Ausbildungswege «fit für das 21. Jahrhundert» zu machen.

«Dazu gehört auch, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, um neue Lernangebote zu schaffen. Nicht nur dann, wenn uns eine Krise dazu zwingt.» Und gerade die private Bildungsfinanzierung könne durch die momentane Wirtschaftskrise gefährdet sein.
Die OECD warnte in diesem Zusammenhang auch davor, dass Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss am stärksten von drohender Arbeitslosigkeit betroffen wären. «Da sie am wenigsten von Telearbeit profitieren dürften».