Nach Hamas-Angriff: Mehr antisemitische Proteste in Deutschland
Nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 nimmt die Zahl antisemitischer Proteste und Vorfälle in Deutschland drastisch zu.

Seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ist die Zahl antisemitischer Demonstrationen in Deutschland sprunghaft gestiegen. Das Berichtet der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS).
Zwischen Oktober 2023 und Ende 2024 dokumentierte RIAS über 2'200 Versammlungen mit judenfeindlichen Parolen, berichtet die «Tagesschau». Davor waren es im Schnitt eine pro Tag, jetzt sind es bis zu fünf täglich.
Besonders häufig sind antisemitische Slogans, die sich auf Israel beziehen, der Anteil liegt bei 89 Prozent, so die Studie.
Nach Hamas-Angriff steigen Angriffe auf Juden
Auch nach politischen Lagern gibt es eine neue Vernetzung: Linksantiimperialistische Gruppen und antiisraelische Akteure demonstrieren zunehmend gemeinsam, was laut RIAS die Normalisierung von Antisemitismus befördert. Es kommt zu Hetze und Bedrohungen gegen jüdische Gemeinden, zu Schmierereien, Beleidigungen und tätlichen Angriffen.
Benjamin Steinitz vom Bundesverband RIAS sieht eine «bedrückende Normalität» im öffentlichen Diskurs, so die «Zeit».
Alltägliche Eskalation und gesellschaftliche Folgen
Besonders an Hochschulen häufen sich Fälle von Antisemitismus im Alltag, meldet der «Mitteldeutsche Rundfunk». Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, berichtet von Übergriffen und einer Opfer-Täter-Umkehr.
Jüdinnen und Juden werden auf offener Strasse oder in Schulen zunehmend bedroht. Die Atmosphäre hat sich laut Schramm von Monat zu Monat verschlechtert.

Zudem steigt neben den Protesten auch die Gewaltbereitschaft extremistischer Gruppen. Der Verfassungsschutz spricht von einer erheblichen Gefährdungslage, die durch den Nahostkonflikt und gezielte Feindbilder genährt werde, so der «Verfassungsschutz».
Sicherheitsbehörden haben Anschlagspläne auf jüdische Einrichtungen vereitelt und beobachten einen gemeinsamen Resonanzraum für antisemitische Propaganda in sozialen Medien.
Reaktionen der Politik und Zivilgesellschaft
Bundeskanzler Friedrich Merz hat angesichts des Jahrestags des Hamas-Überfalls an die Bevölkerung appelliert, jüdisches Leben aktiv zu schützen. Jeder solle ein Zeichen sozialer Solidarität setzen, so Merz laut dem «ZDF».
Auch bei Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen werden die Angriffe und der wachsende Hass thematisiert. Rabbiner und Antisemitismusbeauftragte warnen, dass Europas jüdische Gemeinden zunehmend unter Druck geraten, wie «Euronews» berichtet.