Nach Demo-Eklat: Jetzt spricht der Weidel-Interviewer

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Deutschland,

Nach dem Interview-Fiasko mit Alice Weidel meldet sich nun der Moderator Markus Preiss vom ARD zu Wort: Er spricht von einer «Extremsituation».

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Alice Weidel ist beim ARD-Sommerinterview kaum zu verstehen – im Hintergrund ist ein Protest-Chor gegen die AfD zu hören. - ARD

Das Wichtigste in Kürze

  • Alice Weidel führte mit der ARD am Sonntag das Sommerinterview.
  • Im Hintergrund machten Aktivisten richtig lauten Lärm und störten das Gespräch.
  • Nun rechtfertigt sich der ARD-Moderator Markus Preiss.
  • Hinter der Aktion steht auch ein Schweizer.

Trillerpfeifen, Trommeln, Sprechchöre und ein «Scheiss-AfD-Jodler»: Am Sonntagnachmittag störten Demonstranten das ARD-Sommerinterview von AfD-Chefin Alice Weidel.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer hatten Mühe, den Aussagen der Rechtsaussen-Politikerin zu folgen.

Und auch Weidel selbst hatte durch den Mega-Lärm durch die 25 Demonstranten Verständnis-Probleme. «Es ist extrem laut im Hintergrund und ich kann Ihre Fragen kaum verstehen.» Das gab sie Moderator Markus Preiss zu verstehen.

«Das war ein unglaublich anstrengendes, intensives Interview und eine Extremsituation.» Mit diesen Worten beschreibt der ARD-Moderator Markus Preiss das Interview, das nicht nur ihn, sondern auch Alice Weidel sichtlich forderte.

Interviewer: Weidel nahm Situation «sehr sportlich»

Wie der Moderator nun gegenüber der «ARD» einräumt, war die Situation für ihn alles andere als angenehm: «Heute hat man gemerkt, da gibt es eine grosse geplante Störaktion mit sogar einem Lautsprecherwagen.»

Trotz der hitzigen Atmosphäre gaben sich beide Seiten sichtlich Mühe, das Interview nicht abbrechen zu lassen. Auch Alice Weidel zeigte sich erstaunlich gelassen.

Sie habe die Situation «sehr sportlich genommen», wie Preiss im Gespräch mit der «ARD» betont. Gleichzeitig äussert er Bedauern über die Auswirkungen der Proteste.

Er finde es schade, dass wegen der Demonstrationen journalistisch so manches auf der Strecke geblieben sei.

Auch Alice Weidel liess das Interview nicht unkommentiert. Im Anschluss kritisierte sie den Umgang des Senders mit der Situation, wie «Focus» berichtet. Die «ARD» wiederum kündigte an, aus dem Vorfall Konsequenzen zu ziehen und künftig anders vorzugehen.

Schweizer steckt dahinter

Hinter der Aktion steckt auch ein Schweizer. Nämlich der Aktionskünstler Philipp Ruch, Sohn eines Schweizers und einer DDR-Bürgerin.

Ruch lebte zwischenzeitlich in Bern und Zürich, inzwischen lebt er aber in Berlin.

Philipp Ruch Alice Weidel
Philipp Ruch ist deutscher und Schweizer Aktionskünstler. Sein Kollektiv hat gegen Alice Weidel protestiert. - keystone

Dort hat er das Kollektiv «Zentrum für Politische Schönheit» mitgegründet. Dieses organisierte laut deutschen Medien die gestrige Protestaktion gegen Alice Weidel.

Schweizer Künstler wollte die «Schweiz entköppeln»

Grund: Laut Verfassungsschutz ist die Partei «gesichert rechtsextremistisch» – wegen eines laufenden Gerichtsverfahrens ist die Einstufung derzeit aber ausgesetzt.

Auch in der Schweiz ist Philipp Ruch kein Unbekannter. 2016 inszenierte sein Kollektiv die Aktion «Schweiz entköppeln». Dabei sollte der angeblich rassistische Geist aus dem damaligen SVP-Politiker Roger Köppel ausgetrieben werden.

Roger Köppel
Auch Ex-SVP-Politiker und Weltwoche-Chef Roger Köppel bekam die Aktionen des «Zentrums für politische Schönheit» schon zu spüren. - keystone

Dazu gab es eine theatralische Voodoo-Exorzismus-Performance und einen Aufruf an die Öffentlichkeit, Köppel online «zu verfluchen». Die Aktion sorgte für massive Empörung.

In seinem Buch «Es ist fünf vor 1933» sprach sich Ruch für ein Verbot der AfD aus. Er zieht die Partei damit in Nähe der Nationalsozialisten, die in diesem Jahr in Deutschland die Macht übernahmen.

Ruchs Kollektiv nennt Alice Weidel «Faschist»

Ruchs Kollektiv «Zentrum für Politische Schönheit» feiert sich im Netz nun für die Aktion gegen Alice Weidel ab. «Das beste Sommerinterview, das die ARD je mit Faschisten geführt hat», heisst es auf Social Media.

Neben Lob rief der Umgang mit Weidel und den lautstarken Störungen bei einigen Zuschauern Kritik hervor. «Interview stören, das findet ihr Linken toll – tolles Demokratieverständnis!», kommentierte ein Nutzer im Netz.

Was hältst du von der Protestaktion gegen AfD-Weidel?

Ein anderer fragte spöttisch: «Gehört zum Faktencheck auch die Prüfung, ob der Protest bezahlt war?»

Es gab jedoch auch zahlreiche Stimmen im Internet, die die «Lärmmacher» regelrecht abfeierten.

So meinte eine Person etwa: «So hört es sich an, wenn man aufs Volk trifft, Frau Weidel». Ein anderer Nutzer meinte einfach: «Ihren Mist will eh niemand hören.»

Kommentare

User #3271 (nicht angemeldet)

Man kann davon halten was man will, aber ich erinnere mich noch gut an viele solche Aktionen der Rechten gegen demokratische Veranstaltungen. Also nicht so wehleidig jammern.

User #1269 (nicht angemeldet)

Weidel bleibt immer nur in der Dauerschleife. Ich bin die Beste und alle andern sind schuld. Man möchte bei andern Menschen das Gefühl von Herabsetzung, Angst und Wut wecken und suggerieren, man werde benachteiligt. Dagegen ist mit Fakten schwerlich entgegen zu wirken. Objektive Faktoren sind für das subjektive Empfinden der Rechten oft nicht maßgeblich. Was zählt ist der soziale Vergleich mit anderen und auf dieser Basis das Gefühl von Benachteiligung. So werden Missmut und Ängste bestimmter Gruppen gezielt geschürt und entsprechende Sündenböcke präsentiert.

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