Die russischen Behörden haben die mutmasslichen Terroristen von Moskau brutal gefoltert. Darüber haben sie öffentlichkeitswirksam berichtet. Aber warum?
moskau anschlag
Einer der mutmasslichen Terroristen am Montag vor Gericht. Sein Gesicht ist sichtlich gezeichnet. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Terroranschlag in Moskau am Freitag wurden die Verdächtigen brutal gefoltert.
  • Im Internet verbreiteten die Behörden Bildmaterial der Misshandlungen.
  • Der Kreml versucht, Stärke zu zeigen, und will gleichzeitig eigene Fehler vertuschen.
Ad

Die vier Tatverdächtigen des Terroranschlags von Moskau vom Freitag wurden nach ihrer Festnahme brutal gefoltert. Der Kreml bemüht sich aber gar nicht darum, die Vorwürfe abzustreiten – im Gegenteil.

Die Behörden selbst verbreiteten Bilder und Videos der Misshandlungen im Internet. Der russische Staat versucht damit einerseits Stärke zu demonstrieren – und andererseits von eigenen Fehlern abzulenken.

Ohr abgeschnitten

Am Freitagabend richteten vier bewaffnete IS-Terroristen in einer Konzerthalle in Moskau ein Blutbad an. Laut Behördenangaben kamen mindestens 139 Menschen ums Leben – über 180 wurden verletzt.

crocus city hall
Schauplatz des blutigen Terroranschlags am Freitag war die Konzerthalle Crocus City Hall in Moskau.
terroristen
Am Montag wurden die mutmasslichen Terroristen unter grosser Medienpräsenz dem Gericht vorgeführt.
ohr abgeschnitten
Einem von ihnen wurde mutmasslich ein Ohr abgeschnitten.
wladimir putin
Präsident Wladimir Putin will im Umgang mit Islamismus Härte demonstrieren.

Gestern, Montag, werden die Tatverdächtigen dem Gericht vorgeführt. Einer kann fast nicht laufen, andere weisen sichtbare Spuren von Schlägen auf und einem wurde gar ein Ohr abgeschnitten. Die Behörden veröffentlichen selbst Bildmaterial im Internet, das den Folterverdacht bestätigt.

SRF-Auslandskorrespondent David Nauer erklärt in der Sendung «10 vor 10»: «Es ist nicht neu, dass Gefangene in Russland gefoltert werden. Aber es ist neu, dass die Misshandlungen im Internet verbreitet werden.» Es handle sich um demonstrative Gewalt, die in der russischen Bevölkerung gut ankomme.

Russland simuliert «Härte im Umgang mit Islamismus»

Der deutsche Bundeswehr-Experte Carlo Masala sagt gegenüber der «Bild»: «Mit der vorgeführten Gewalt simuliert Russland Härte im Umgang mit Islamismus.»

Dafür lasse der Kreml jede Tarnung fallen, ergänzt Russland-Spezialist Prof. Thomas Jäger. «Die russische Führung achtet sonst immer darauf, zumindest scheinbar, nach Recht und Gesetz zu handeln.»

Haben Sie Angst vor einem Terroranschlag in der Schweiz?

Wie die Boulevardzeitung weiter schreibt, stecke hinter den Folterungen aber noch etwas anderes: «Sie lenken davon ab, dass Russland es nicht geschafft hat, seine Bevölkerung zu schützen. Weil es den islamistischen Terror nicht ernst genommen hat, sondern alle Kräfte gegen die Ukraine mobilisiert.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

InternetGerichtTerrorGesetzGewaltKremlStaatSRFAnschlag