Der britische Premier Boris Johnson räumt nach dem Fall Sarah Everard Probleme im Polizeikorps ein. Trotzdem könne man der Polizei vertrauen, meint er.
London Sarah Everard
Blumen und ein Schild mit ihrem Namen liegen in Gedenken an die getötete Sarah Everard am Musikpavillon in Clapham Common. - dpa

Nach dem Urteil im Fall der von einem Polizisten ermordeten Londonerin Sarah Everard hat Premierminister Boris Johnson die Polizei für ihren Umgang mit Gewalt gegen Frauen kritisiert.

«Nimmt die Polizei diese Probleme ernst genug? Es ist unerträglich. Ich denke, die Menschen haben das Gefühl, dass sie das nicht tut, und sie haben nicht Unrecht», so Johnson in einem Interview mit der Zeitung «Times» am Samstag. Trotzdem könne der Polizei aber grundsätzlich vertraut werden, so der konservative Politiker weiter.

Boris Johnson
Der britische Premierminister Boris Johnson. - Keystone

Im Fall der 33 Jahre alten Everard hatte der Täter seinem Opfer vorgegaukelt, er habe Gründe sie festzunehmen, und konnte sie so in seine Gewalt bringen. Unter anderem deswegen wurde er in dieser Woche zur Höchststrafe verurteilt und muss den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen.

Fall Everard Folge frauenfeindlicher Strukturen

Kritiker sehen in dem Verbrechen jedoch nicht nur einen extremen Einzelfall, sondern die Folge einer frauenfeindlichen Kultur innerhalb der Polizei selbst. So berichten Insider, dass Kollegen, die sich Übergriffe zuschulden kommen lassen, gedeckt werden.

Der Täter im Fall Everard soll mehrfach durch Exhibitionismus aufgefallen sein und unter Kollegen wegen seines unangemessenen Verhaltens gegenüber Frauen berüchtigt gewesen sein. Vorgeworfen wird der Polizei zudem, sie nehme Anzeigen von Frauen über sexuelle Übergriffe oft nicht ernst.

Diese Skizze zeigt den Angeklagten im Gerichtssaal. Dem geständigen Mörder der Londonerin Sarah Everard droht ein Leben hinter Gittern. Foto: Elizabeth Cook/PA Wire/dpa
Diese Skizze zeigt den Angeklagten im Gerichtssaal. Dem geständigen Mörder der Londonerin Sarah Everard droht ein Leben hinter Gittern. Foto: Elizabeth Cook/PA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Ein hochrangiger Polizeibeamter aus der Grafschaft North Yorkshire zog zudem heftige Kritik mit der Äusserung auf sich, Everard hätte sich der falschen Festnahme widersetzen sollen. Auch Tipps von Scotland Yard, sich beispielsweise Hilfe von Passanten zu holen oder den Notruf zu wählen, wenn man von einem einzelnen Zivilpolizisten angesprochen wird und Zweifel an dessen Echtheit hat, wurden als «absurd» und «unmöglich» kritisiert.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der britische Premier Boris Johnson räumt nach dem Fall Sarah Everard Probleme ein.
  • Trotz dem Vorfalle könne man der Polizei aber vertrauen, meint er.
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