Mocro-Mafia? Unbekannte feuern auf Wohnungstür in Solingen (D)
In der Nacht zum Mittwoch fielen in einem Wohnhaus im nordrhein-westfälischen Solingen Schüsse. Ermittler gehen von einem Zusammenhang zu der jüngsten Anschlagsserie in Köln aus. Hinter dieser soll die sogenannte «Mocro-Mafia» stehen, eine niederländische Gruppierung der organisierten Kriminalität, die um die Vorherrschaft im Drogenmilieu kämpft.
Täter irrten sich in der Tür
Um 2.35 Uhr schossen Unbekannte auf eine Wohnungstür in einem Mehrfamilienhaus in Solingen. Laut Zeugen flüchteten daraufhin zwei Männer in einer schwarzen Limousine vom Tatort. Dies gaben die Polizei Köln/Wuppertal und die Staatsanwaltschaft Wuppertal am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt.
Eine Ermittlungsgruppe der Kölner Polizei habe die Ermittlungen übernommen, da es Bezüge zu den jüngsten Explosionen in der Rheinmetropole gebe. Laut Polizei gehe man davon aus, dass sich Täter bei ihrem Angriff in der Tür geirrt hätten. Dieser habe mutmasslich einer Person gegolten, die im Kontext der Kölner Ermittlungen eine Rolle spiele.
Explosionsserie im Rheinland
Seit einigen Wochen häufen sich Anschläge und Explosionen im westdeutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Seit dem 25. Juni kam es an rund einem Dutzend Tatorten zu Explosionen und Detonationen, die meisten davon im Kölner Stadtgebiet. Auch am frühen Mittwochmorgen knallte es dort wieder, diesmal vor einem Café im Stadtteil Pesch.
Experten gehen davon aus, dass es sich um Auswüchse von Bandenkriminalität handelt, wie Michael Esser, Chef der Kölner Kriminalpolizei, gegenüber dem WDR erläuterte: «Es gibt offensichtlich im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden.»
Grenzüberschreitende Gewalt der Mocro-Mafia
Im Visier der Fahnder steht dabei die sogenannte Mocro-Mafia. Hierbei handelt es sich um eine ursprünglich aus den Niederlanden stammende Gruppierung der organisierten Drogenkriminalität. Die Organisation soll für zahlreiche Bandenkriege sowie Auftragsmorde verantwortlich sein, darunter die öffentliche Erschiessung des niederländischen Journalisten Peter R. de Vries im Juli 2021 in Amsterdam.
Vertreter einiger deutscher Polizeigewerkschaften sehen den Grund für die zunehmend eskalierende Bandengewalt in der jüngst erfolgten Legalisierung von Cannabis in Deutschland. So zitiert «T-Online» Dirk Peglow, den Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), mit den Worten: «So, wie das Gesetz gemacht ist, ist es einfach schlecht.»
Unbeteiligte in Gefahr?
Die erlaubten Anbauvereine könnten die rund 400 Tonnen Marihuana, die in Deutschland geschätzt jährlich umgesetzt werden, nicht decken. Entsprechend stamme der Grossteil der Droge nach wie vor aus illegalen Quellen. Um den nun legalisierten Markt seien harte Verteilungskämpfe im Milieu ausgebrochen.
Denkst du, dass die Legalisierung von Cannabis zu einem Anstieg der Kriminalität führt?
Was dies langfristig bedeuten könne, zeige das Beispiel der Niederlande, in denen Organisationen wie die Mocro-Mafia aktiv seien. So warnt Peglow: «Dort gibt es jährlich Hunderte Anschläge mit einer niedrigen zweistelligen Zahl von Toten. Das ist nun erstmals auch hier zu beobachten: Die Brutalität verlässt das Milieu, auch Unbeteiligte können zwischen die Fronten geraten.»