Eigentlich sind falsche Geldscheine leicht zu erkennen. Eigentlich. Dennoch gelingt es Kriminellen immer wieder, Blüten in grösserem Umfang unters Volk zu bringen. In manchen Fällen erstaunlich plump.
Sichergestelltes Falschgeld. Europol hat eine Geldfälscherbande überführt, die mehr als drei Millionen Banknoten im Wert von 233 Millionen Euro hergestellt und in Umlauf gebracht haben soll. Foto: Bernd Wüstneck/zb/dpa
Sichergestelltes Falschgeld. Europol hat eine Geldfälscherbande überführt, die mehr als drei Millionen Banknoten im Wert von 233 Millionen Euro hergestellt und in Umlauf gebracht haben soll. Foto: Bernd Wüstneck/zb/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein «0-Euro-Schein»? Klarer Fall von Falschgeld.

Dennoch akzeptierte ein Grosshandelsgeschäft in Bayern die Souveniernote im April 2020 als 100-Euro-Schein - auch wenn der nachgeahmte und der echte Schein ausser der grünen Farbe nichts gemeinsam haben. König Ludwig II. von Bayern und seine Traumschlösser sind in Bild und Text auf dem «Memo Euro» verewigt, Neuschwanstein ist sogar noch falsch geschrieben: «Neuswanstein».

Konsumenten sollten sich Geldscheine grundsätzlich «genau anschauen - gerade die kleineren Stückelungen», mahnt Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann. Zwar entfallen in Deutschland rechnerisch nur 7 falsche Banknoten auf 10'000 Einwohner, europaweit sind es 13. Angesichts von mehr als 25 Milliarden Stück echten Euro-Noten, die im Umlauf sind, eine vergleichsweise geringe Quote. Doch wem eine Blüte untergejubelt wird, der bekommt dafür keinen Ersatz.

Immerhin: Auch Geldfälscher hatten es in der Pandemie schwerer als in normalen Zeiten. Im Euroraum gab es 2020 weniger Schäden durch Falschgeld als im Jahr zuvor. 460'000 gefälschte Euro-Scheine zogen Polizei, Handel und Banken nach Angaben von Bundesbank und Europäischer Zentralbank (EZB) aus dem Verkehr. Das ist ein Rekordtief, 2019 waren es noch fast 18 Prozent mehr.

Der Schaden für das Eurosystem summierte sich im Jahr 2020 auf 21,5 Millionen Euro nach 29,2 Millionen in den zwölf Monaten zuvor. «Jahrmärkte und Feste fielen wegen Corona aus und damit viele Gelegenheiten, die wegen des schnellen Austauschs von Geld sonst von Fälschern genutzt werden, um Falschgeld in Umlauf zu bringen», erklärte Beermann.

Seit 2019 ist die runderneuerte zweite Euro-Banknoten-Generation komplett. Neue Sicherheitsmerkmale sollen Geldfälschern das Handwerk erschweren. Etwa eine glänzende Smaragdzahl, die beim Neigen des Scheins die Farbe wechselt, oder ein durchsichtiges «Porträtfenster», in dem im Licht ein Porträt der Mythengestalt Europa erscheint.

Bislang scheitern Geldfälscher an solchen technischen Raffinessen. «Schlechte Fälschungen werden laufend aus dem Verkehr gezogen. Sie sind allesamt leicht zu erkennen, weil sie keine Sicherheitsmerkmale aufweisen oder die Merkmale nur laienhaft nachgeahmt sind», stellte die EZB fest. Laut Beermann gibt es auch bei Fälschungen, die dem organisierten Verbrechen zuzuordnen sind, es eine Tendenz hin zur einfacheren Kopierfälschung. «Der Aufwand geringer, die Fälschungen sind aber auch leichter zu erkennen.»

In Deutschland brachten Kriminelle im vergangenen Jahr höhere Stückzahlen gefälschter Geldscheine in Umlauf. Fast 58'800 Falschnoten waren es nach knapp 55'200 ein Jahr zuvor. Die Bundesbank erklärt den Anstieg der Stückzahlen durch das vermehrte Aufkommen nachgemachter Geldscheine, die im Internet unter den Begriffen «Movie Money» oder «Prop copy» als Spielgeld oder Filmrequisite angeboten werden.

Diese trieben die Zahl der Blüten vor allem beim 10- und beim 20-Euro-Schein deutlich nach oben. Ein besonders kurioser Fall: Als ein Jugendlicher in Berlin im November 2020 seinen Jugendarrest antritt, muss er seine Taschen leeren. Das Personal stellt bei der Eingangskontrolle unter anderem 88 Stück «Prop copy»-Zwanziger sicher.

Kriminelle setzen zunehmend auf kleinere Scheine, die häufiger den Besitzer wechseln und bei denen Verbraucher vielleicht nicht immer ganz genau hinschauen, bevor der Schein im Geldbeutel landet. In Europa wurde im vergangenen Jahr die 20-Euro-Note am häufigsten gefälscht mit über einem Drittel des Falschgeldaufkommens, gefolgt von der 50-Euro-Note.

Verhältnismässig wenig versuchen Kriminelle, mit falschen Münzen Kasse zu machen. 44'814 falsche Münzen wurden den Angaben zufolge in Deutschland im Jahr 2020 aus dem Verkehr gezogen und damit 2763 mehr als ein Jahr zuvor. Zu fast 90 Prozent waren dies Zwei-Euro-Münzen.

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