Der «Bild»-Chefredakteur Julian Reichelt wurde wegen sexueller Belästigung entlassen. Nun richtet Springer-Chef Mathias Döpfner das Wort an die Belegschaft.
Mathias Döpfner
Mathias Döpfner, CEO Axel Springer SE, spricht im Rahmen einer Konferenz. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner entschuldigt sich in einer Video-Botschaft.
  • Dies, nachdem Julian Reichelt von seinen Aufgaben entbunden worden ist.
  • Dem ehemaligen «Bild»-Chefredakteur wird unter anderem Machtmissbrauch vorgeworfen.
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Julian Reichelt ist nicht mehr «Bild»-Redakteur. Nun hat sich Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner mit einer weiteren internen Videobotschaft an die Belegschaft gewandt.

Mathias Döpfner hat den betroffenen Frauen sein Bedauern ausgedrückt. «Ich bedauere zutiefst, was ihr alle erleben müsst. Zuallererst und in besonderer Form die direkt Betroffenen des Fehlverhaltens ihres ehemaligen Chefredakteurs. Das sind die Hauptbetroffenen».

Der Medienkonzern in Berlin hatte am Montag mitgeteilt, dass er «Bild»-Chefredakteur Reichelt von seinen Aufgaben entbunden hat.

Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegen Julian Reichelt

Im Frühjahr hatte das Medienhaus das interne Verfahren gegen Reichelt angestossen. Nach Springer-Angaben standen im Kern der Untersuchung die Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen. Ausserdem stand ein möglicher Drogenkonsum am Arbeitsplatz im Zentrum der Untersuchung. Der Konzern kam zum Schluss, dass Reichelt seinen Posten behalten sollte.

julian reichelt
Julian Reichelt war «Bild»-Chefredakteur. - dpa-infocom GmbH

Die US-Zeitung «New York Times» hatte am Sonntag einen Bericht über Axel Springer, Reichelt und die Unternehmenskultur veröffentlicht. Ein Investigativ-Team der Mediengruppe Ippen war über Monate auch an dem Fall dran.

Mathias Döpfner: Schneller Kulturwandel bei «Bild»

Döpfner hatte sich bereits am Mittwoch in einer ersten internen Videobotschaft an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewandt. Er hatte einen schnelleren Kulturwandel bei «Bild» ausgesprochen.

Er war auch auf eine ältere private SMS eingegangen. Der 58-Jährige hatte darin Reichelt als letzten Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch mutig gegen den «neuen DDR-Obrigkeitsstaat» aufbegehre. Fast alle anderen seien zu «Propaganda Assistenten» geworden.

«SMS ist kein Tweet»

Döpfner sagte in der Videobotschaft vom Mittwoch dazu: «Eine private SMS ist kein Tweet, ist kein Post, ist keine öffentliche Rede. Und wenn man in einer privaten Unterhaltung aus dem Zusammenhang gerissen etwas zitiert, dann unterschlägt man Polemik, Ironie, Übertreibung.» Er lege Wert darauf, dass das privat sei und nicht wie ein Zitat behandelt werde. «Das ist doch eine Grenzüberschreitung», sagte der Springer-Chef.

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