Martin Winterkorn: «Mr. Qualität» stolperte über Abgasaffäre

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Deutschland,

Technik-Freak, «Mr. Qualität» und Ziehsohn von VW-Patriarch Ferdinand Piëch - Martin Winterkorn war lange beim Autobauer aus Wolfburg unantastbar. Bis er 2015 über «Dieselgate» stolperte.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat die Führungsspitze von Volkswagen wegen Marktmanipulation angeklagt. Aufsichtsratschef Pötsch, Vorstandschef Diess und dem Ex-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn wird vorgeworfen, Anleger im Jahr 2015 «vorsätzlich zu spät» über die Risiken der Dieselaffäre informiert zu haben. Foto: Bernd von Jutrczenka
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat die Führungsspitze von Volkswagen wegen Marktmanipulation angeklagt. Aufsichtsratschef Pötsch, Vorstandschef Diess und dem Ex-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn wird vorgeworfen, Anleger im Jahr 2015 «vorsätzlich zu spät» über die Risiken der Dieselaffäre informiert zu haben. Foto: Bernd von Jutrczenka - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Als langjähriger Konzernchef, Ziehsohn des kürzlich gestorbenen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch und detailversessener «Mr.

Qualität» galt Martin Winterkorn bei Volkswagen lange als unantastbar.

Doch dann wurde im September 2015 der Abgas-Skandal in den USA bekannt und fegte den Erfolgsmanager aus dem Amt.

Winterkorn drückte VW seinen Stempel auf. Der Technik-Freak genoss in Europas grösstem Autokonzern hohes Ansehen - vom Aufsichtsrat und Grossaktionär bis zum Bandarbeiter und Büroangestellten. Als mit Abstand bestverdienender Lenker eines Dax-Unternehmens profitierte er selbst von den immer neuen Rekorden der Wolfsburger.

Ausgerechnet eine massive technische «Unregelmässigkeit» wurde dem heute 72-Jährigen zum Verhängnis. Er sei «fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren», sagte Winterkorn beim Rücktritt wegen der gefälschten Emissionsdaten von VW-Dieselautos Ende September 2015. Noch nicht geklärt war bisher, ob er selbst in die Geschehnisse davor eingeweiht war. Winterkorn selbst sagte, er sei sich «keines Fehlverhaltens bewusst».

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig klagte ihn im vergangenen April dennoch an. Winterkorn und vier weiteren Führungskräften wird schwerer Betrug vorgeworfen. Zudem wurde geprüft, ob er sich wegen Marktmanipulation strafbar gemacht hat, indem die Finanzwelt zu spät über «Dieselgate» ins Bild gesetzt wurde - jetzt ist auch hierzu Anklage erhoben worden. In den USA werden Winterkorn Betrug und Verschwörung vorgeworfen, im Mai 2018 erging dort ein Haftbefehl.

Auf dem Höhepunkt seiner Macht im VW-Konzern wollte «Wiko», wie er intern genannt wurde, jede wichtige Entscheidung selbst treffen. Vor dem Start neuer Modelle schaute er rund um den Globus auch persönlich zur Endabnahme vorbei und verlangte nicht selten letzte Änderungen.

Winterkorn wurde 1947 in Leonberg bei Stuttgart als Sohn eines Arbeiters und einer Hausfrau geboren. Nach dem Physikstudium und der Promotion ging er 1977 zu Bosch. Eine entscheidende Weichenstellung war vier Jahre später der Wechsel in die Audi-Zentrale nach Ingolstadt. 2002 wurde Winterkorn Audi-Chef, 2007 schaffte er es an die VW-Spitze. Auch in Wolfsburg war der zweifache Vater höchst erfolgreich und baute den Konzern zu einer Zwölf-Marken-Gruppe aus.

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