Luftqualität in Europa bessert sich
Die Luftqualität in Europa hat sich in den letzten zehn Jahren verbessert. Trotzdem sterben noch immer zu viele Menschen an der Feinstaubbelastung.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Menschen in Europa atmen eine sauberere Luft ein als noch vor zehn Jahren.
- 2018 starben noch immer 417'000 Menschen in Europa an der Feinstaub-Belastung.
- In städtischen Gebieten ist noch immer fast jeder einem zu hohen Ozon ausgesetzt.
Wer in Europa einen Atemzug nimmt, bei dem strömen weniger Schadstoffe in die Lungen als noch vor gut zehn Jahren. Trotzdem sterben immer noch Hunderttausende Europäer wegen der Belastung mit Feinstaub und Schadstoffen vorzeitig.
Die Luftqualität auf dem Kontinent verbesserte sich im Laufe der vergangenen Jahre spürbar. Dies schreibt die Europäische Umweltagentur EEA in einem am Montag veröffentlichten Bericht.
60'000 weniger Todesfälle durch Feinstaubbelastung
Im Vergleich von 2009 zu 2018 sollen knapp 60'000 weniger Menschen im Jahr vorzeitig durch die Belastung mit Feinstaub sterben. Dies teilte die Behörde in Kopenhagen mit.
Dennoch leiden nahezu alle Europäer an Luftverschmutzung etwa durch Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon. Mehr als 400'000 Menschen sterben Schätzungen zufolge weiter pro Jahr an den Folgen der Belastung.

Einen Grund für die höhere Luftqualität sehen die EEA-Experten in einer Verringerung der Emissionen in Schlüsselsektoren. Etwa wie dem Verkehr und der Energieversorgung.
Beim Transport sei der Ausstoss von Schadstoffen wie Stickoxid seit dem Jahr 2000 klar zurückgegangen. Auch im Energiesektor seien die Emissionsverringerungen beachtlich. Mehr getan werden müsse dagegen in der Landwirtschaft und beim Heizen.
Anzahl Todesfälle noch immer viel zu hoch
«Die EEA-Daten belegen, dass Investitionen in bessere Luftqualität eine Investition in bessere Gesundheit und Produktivität für alle Europäer sind». So EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx.
Auch EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius sprach von guten Nachrichten. Er wies jedoch darauf hin, dass es noch eine andere Seite der Medaille gebe: «Die Zahl der vorzeitigen Todesfälle in Europa aufgrund von Luftverschmutzung ist immer noch viel zu hoch.» Dies dürfe nicht ignoriert werden.

Wie aus dem jährlichen EEA-Bericht hervorgeht, starben 2018 immer noch rund 417'000 Menschen in 41 europäischen Staaten an der Feinstaub-Belastung. Hinzu kommen in den 41 Ländern insgesamt 55'000 vorzeitige Todesfälle in Verbindung mit Stickstoffdioxid und weitere 20'600 durch bodennahes Ozon.
Die Problemkinder beim Feinstaub befinden sich weitgehend in Osteuropa, wo weiter vergleichsweise viel mit Holz und Kohle geheizt wird. Sechs EU-Staaten übersteigen die EU-Grenzwerte: Bulgarien, Italien, Kroatien, Polen, Rumänien und Tschechien. Nur in Estland, Finnland, Island und Irland sind diese Werte unter den empfohlenen Werten der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Städtische Bevölkerung weiterhin hoher Belastung ausgesetzt
Legt man die WHO-Werte zugrunde, dann müssen vor allem städtische Bevölkerungen weiter mit zu hohen Schadstoffbelastungen klarkommen. Drei von vier EU-Bürgern in urbanen Gebieten sind laut EEA einer Feinstaubbelastung oberhalb der WHO-Empfehlung ausgesetzt. Beim Ozon ist es so gut wie jeder Stadtbewohner.

Generell ändern sich die Schadstoffkonzentrationen von einem Jahr zum nächsten nicht sehr deutlich. Gegen die Schadstoffe werde jedoch bereits eine Menge getan, sagte der Hauptautor des Berichts, Alberto González Ortiz: In osteuropäischen Staaten werde beispielsweise bereits vielerorts auf weniger luftverunreinigende Brennstoffe umgestellt.
Lockdowns sorgten für bessere Luftqualität
Apropos Covid-19: Die Pandemie und mit ihr verbundene Lockdowns haben laut EEA für eine bessere Luftqualität gesorgt. Manche Schadstoffe hätten sich vorläufigen Daten zufolge in vielen europäischen Ländern um bis zu 60 Prozent verringert. Die Stickstoffdioxid-Konzentration im April 2020 sei etwa in Deutschland um 31 Prozent geringer gewesen als erwartet. In Ländern mit weitreichenden Lockdowns wie Spanien, Frankreich und Italien waren diese Verringerungen noch deutlich stärker.