Nobelpreis

Literatur-Nobelpreis geht an Abdulrazak Gurnah aus Tansania

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Schweden,

Der Literatur-Nobelpreis geht in diesem Jahr an den aus Tansania stammenden Schriftsteller Abdulrazak Gurnah.

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Ausgestellte Bücher. (Symbolbild) - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Akademie würdigt «kompromisslose» Schilderung der Auswirkungen des Kolonialismus.

Die Schwedische Akademie erklärte am Donnerstag in Stockholm, der auf der Insel Sansibar geborene und seit 1968 in Grossbritannien lebende Autor schildere in seinen Werken «kompromisslos und mitfühlend» die Auswirkungen des Kolonialismus und das Schicksal von Flüchtlingen. Gurnahs bekanntestes Werk ist der Roman «Das verlorene Paradies».

Gurnah wurde 1948 im ehemaligen britischen Protektorat Sansibar geboren und floh 1968 vor der Verfolgung der arabischstämmigen Minderheit nach England. Im Exil fing er als 21-Jähriger an zu schreiben. «Obwohl Swahili seine Muttersprache war, wurde Englisch sein literarisches Werkzeug», erklärte die Schwedische Akademie.

Seit 1987 hat Gurnah zehn Romane und etliche Kurzgeschichten veröffentlicht. «Das verlorene Paradies», sein vierter Roman, war 1994 sein Durchbruch als Schriftsteller. Der Roman, der im kolonialen Ostafrika spielt, war für den renommierten Booker Prize nominiert.

Den Anruf aus Stockholm hatte Gurnah nach eigener Aussage aber nicht erwartet. «Ich dachte, das wäre ein Witz», sagte der Autor laut der Nobelpreis-Website. «Solche Dinge sind normalerweise Wochen im Voraus im Umlauf.» Den Nobelpreis habe er also gar nicht «im Sinn» gehabt.

Die Schwedische Akademie würdigte Gurnahs «Abneigung gegen Vereinfachungen». Seine Romane verzichteten «auf stereotype Beschreibungen und öffnen unseren Blick auf ein kulturell vielfältiges Ostafrika, das in anderen Teilen der Welt vielen unbekannt ist».

Gurnahs Charaktere seien in einer «Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten» gefangen, erklärte die Akademie. Das Flüchtlings-Thema ziehe sich durch sein gesamtes Werk. Daher seien Gurnahs Bücher gerade sehr aktuell und «äusserst interessant» für viele Menschen in Europa und auf der ganzen Welt, sagte Anders Olsson vom Nobelkomitee.

Gurnah selbst sagte der Nobel-Stiftung in einem Interview, viele afrikanische Flüchtlinge kämen «nicht mit leeren Händen» nach Europa. Unter den Neuankömmlingen seien viele «talentierte, tatkräftige Leute, die etwas zu geben haben».

Gurnah, der seit kurzem im Ruhestand ist, war Professor für englische und postkoloniale Literatur an der Universität von Kent in Canterbury und befasste sich mit Schriftstellern wie dem nigerianischen Nobelpreisträger Wole Soyinka und dem Kenianer Ngugi wa Thiong'o, der in diesem Jahr ebenfalls unter den Favoriten war.

Beobachter hatten erwartet, dass die Schwedische Akademie in diesem Jahr ihren geografischen Horizont erweitern würde, nachdem sie bisher vor allem europäische und nordamerikanische Autoren wie zuletzt die US-Lyrikerin Louise Glück ausgezeichnet hatte. Als Favoriten wurden etwa auch die aus Nigeria stammende Autorin Chimamanda Ngozi Adichie, der Inder Vikram Seth, der Chinese Liao Yiwu und der Mosambikaner Mia Couto genannt.

Von den 118 Literatur-Nobelpreisträgern, die seit 1901 ausgezeichnet wurden, stammten 95 aus Europa oder Nordamerika - also mehr als 80 Prozent. Gurnah ist erst der fünfte Afrikaner, der den Preis erhält. Aber nicht nur afrikanische und asiatische Autoren sind klar in der Minderheit: Der mit zehn Millionen Kronen (rund 985.000 Euro) dotierte Preis wurde bisher an 102 Männer und 16 Frauen vergeben.

Am Montag, Dienstag und Mittwoch waren bereits die Nobelpreise für Medizin, Physik und Chemie vergeben worden. Unter den Preisträgern sind auch der deutsche Klimaforscher Klaus Hasselmann und der deutsche Chemiker Benjamin List. Am Freitag wird der Friedensnobelpreis vergeben und am Montag die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften.

Überreicht werden die Nobelpreise traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Wegen der Corona-Pandemie werden die Auszeichnungen in den Wissenschaftskategorien sowie der Literatur-Nobelpreis dieses Jahr erneut nicht in Stockholm, sondern in den Heimatländern der Ausgezeichneten überreicht.

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