Nach der Lkw-Tragödie in England werden alle 39 Leichen in ein Spital zur Obduktion gebracht. Die Polizei hat mittlerweile bereits vier Personen verhaftet.
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Der Lkw, in dem am 23. Oktober 39 Leichen gefunden wurden. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Diese Woche wurden in einem Lkw in England 39 Leichen gefunden.
  • Nun werden sie zur Obduktion in ein Spital gebracht.
  • Bei den Opfern handelt es sich offenbar um ins Land geschleuste Flüchtlinge.
  • Die Polizei hat neben dem Lkw-Fahrer drei weitere Personen verhaftet.

Nach dem Lkw-Leichenfund hat die britische Polizei bereits vier Verdächtige verhaftet. Ein 38-Jähriger und eine 38-Jährige aus Nordengland wurden im Verlaufe des Tages festgenommen, wie die Polizei von Essex berichtet. Zuvor wurde der 25-jährige nordirische Fahrer des Lkws verhaftet.

Am Freitagabend wurde nun auch noch ein nordirischer Mann gefasst. Wie britische Medien übereinstimmend berichten, wurde dieser am Flughafen Stansted festgenommen.

Leichen werden obduziert

Alle 39 in einem Lastwagen-Anhänger in Grossbritannien entdeckten Leichen werden in einem Spital in Chelmsford obduziert. Die ersten elf Toten wurden am Donnerstagabend – begleitet von einer Polizeieskorte – in die Klinik gebracht.

Die Opfer, 31 Männer und acht Frauen, stammen anscheinend aus China. Doch gemäss der chinesischen Botschaft in London sei – anders als die Polizei mitteilte – die Nationalität der Opfer noch nicht geklärt. Die Botschaft hat nach eigenen Angaben ein Team nach Essex geschickt, das sich mit der Polizei getroffen habe.

Möglicherweise auch Vietnamesen unter den Opfern

Unter den 39 Leichen könnten möglicherweise auch Vietnamesen sein, wie am Freitagabend bekannt wurde. Der Vietnamese Pham Manh Cuong sagte der Nachrichtenagentur AFP, er befürchte, dass seine Schwester unter den Toten sei.

Lkw Leichen Grossbritannien
Zwei Polizeibeamte stehen vor einem Krankenwagen an einem Krankenhaus in Broomfield. Nach dem Fund von 39 Leichen in einem Lastwagen-Anhänger im Hafen von Tilbury am 23.10.2019 halten die Ermittlungen weiter an. - dpa

Cuong gab an, seine 26-jährige Schwester sei Anfang Oktober aus Vietnam nach Grossbritannien aufgebrochen. Am Dienstagabend habe sie ihrer Mutter eine verzweifelte SMS geschickt. «Es tut mir Leid, Mama. Mein Weg ins Ausland hat keinen Erfolg», zitiert die vietnamesische Organisation Human Rights Space die Nachricht. «Mama, ich liebe Dich so sehr! Ich sterbe, weil ich nicht atmen kann.»

Die diplomatische Vertretung sei zudem von einer weiteren vietnamesischen Familie kontaktiert worden, die ihre Tochter «seit der Entdeckung des Lastwagens» vermisse. Ein Sprecher der vietnamesischen Botschaft in London bestätigte dies.

Experten rechnen mit langer Untersuchung

Es werde daran gearbeitet, die Leichen zu identifizieren. Experten rechnen mit sehr langen Untersuchungen nach dem grausigen Fund.

Die Leichen waren in der Nacht zum Mittwoch im Laderaum des Lastwagens im Ort Grays östlich von London entdeckt worden. Die Umstände deuten stark darauf hin, dass es sich bei den Opfern um ins Land geschleuste Flüchtlinge handelt.

Nach Polizeiangaben war der Anhänger per Schiff vom belgischen Hafen Zeebrugge ins englische Purfleet transportiert worden. Foto: Victoria Jones/PA Wire/dpa
Nach Polizeiangaben war der Anhänger per Schiff vom belgischen Hafen Zeebrugge ins englische Purfleet transportiert worden. Foto: Victoria Jones/PA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Möglicherweise sind die Menschen im Laderaum erfroren, da der grosse Lkw-Sattelauflieger zur Kühlung geeignet ist. Offiziell bestätigt ist die Todesursache noch nicht.

Sattelauflieger kam aus Belgien

Der Sattelauflieger kam aus Belgien per Schiff und erreichte in der Nacht zum Mittwoch den englischen Hafen Purfleet. Der Chef des Hafens in Zeebrugge, Joachim Coens, sagte dem belgischen Fernsehsender VRT, es sei «höchst unwahrscheinlich», dass die Menschen in Belgien in den Anhänger gestiegen seien.

«Ein Kühlcontainer kommt hier vollständig versiegelt an. Bei der Inspektion wird die Dichtung überprüft und auch das Nummernschild und der Fahrer wird mit Kameras überprüft», sagte Coens. Anschliessend werde die Fracht auf ein Schiff verladen.

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